„Krass, was hier passiert ist“ Der ganz persönliche Wahnsinn von Fortuna-Stürmer Vincent Vermeij

Magdeburg · Fortunas Stürmer Vincent Vermeij geht mit einem „Mega-Gefühl“ in die Weihnachtspause. Kein Wunder, hat er doch mit seinem Doppelpack maßgeblich zum 3:2-Sieg in Magdeburg beigetragen und seine Torbilanz auf neun geschraubt.

Doppeltorschütze Vincent Vermeij (m.) und Jamil Siebert jubeln zusammen nach dem Spiel.

Foto: dpa/Swen Pförtner

So richtig fassen kann Vincent Vermeij das Ganze offensichtlich noch nicht. Während die Fernsehcrew tief im Bauch der Magdeburger Arena noch etwas umständlich ihre Kamera aufbaut und dabei mit einigen Problemchen kämpft, steht der gewünschte Interviewpartner ein paar Meter daneben und schüttelt beinahe unmerklich den Kopf. Nicht über die Unzulänglichkeiten des TV-Teams, dafür ist Fortunas Stürmer ein viel zu netter Mensch – nein, über das, was sich in den knapp zwei Stunden zuvor alles ereignet hat.

„Krass, was hier gerade wieder passiert ist“, sagt Vermeij wenig später im Gespräch mit den Düsseldorfer Journalisten. „Wir waren richtig frustriert in der Halbzeitpause. Es war uns klar, dass die erste Hälfte nicht gut war.“ Aber es gab ja noch die zweite, mit zwei Vermeij-Toren, die die Weichen zum 3:2-Sieg der Fortuna beim 1. FC Magdeburg stellten. Nach einem 0:2-Rückstand versteht sich. Das nächste aus der Serie der Fortuna-Spektakel.

Es ist irgendwie alles ein bisschen unglaublich an diesem Tag. Speziell für den Niederländer persönlich, denn noch vor wenigen Wochen hatte es ja tatsächlich schon wieder einige ganz besonders schnelle und schlaue Menschen im Umfeld der Fortuna gegeben, die ihn als untauglich für die Erfordernisse des Klubs abqualifiziert hatten. Fleißig und bemüht schon, aber mit nicht ausreichenden Qualitäten für die Zweite Liga hieß es da – und erst recht nicht torgefährlich.

Nach seinem Doppelpack von Magdeburg steht Vermeij nun am Ende der Hinrunde mit neun Treffern da. Wenn das nicht torgefährlich ist, dann ist eine Klapperschlange auch ein harmloses Schoßtier. Der 29-Jährige vollstreckte eiskalt, als ihm Shinta Appelkamp – die Anzeigetafel wies in Hälfte zwei gerade einmal 26 gespielte Sekunden aus – den Ball zum eminent wichtigen Anschlusstreffer auflegte. Und er bewies ebenso keine Nerven, als Christos Tzolis ihm in der 75. Minute die Kugel in den Lauf spielte. 3:2, die verrückte Wende in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt.

Schon wieder dort, muss man ergänzen, denn erst elf Tage zuvor hatte Fortuna ja an gleicher Stätte das Achtelfinalspiel im DFB-Pokal von 0:1 auf 2:1 gedreht. „Das ist schon verrückt, dass in beiden Spielen alle Tore vor unseren Fans gefallen sind“, sagt Vermeij und schüttelt erneut lächelnd den Kopf. „Zweimal in Rückstand, dann zweimal noch gewonnen. Wahnsinn.“

1000 Düsseldorfer Fans
waren mitgereist

Nicht zuletzt gilt dieses letzte Wort aber auch für die ersten 45 Minuten, in denen die Gäste so gut wie gar nichts auf die Kette brachten. „Wir waren richtig sauer“, sagt auch Vermeij, „mehr noch als im Pokal. Aber ich fand unsere erste Hälfte jetzt in der Liga eigentlich besser als die im Pokal. Wir hatten bessere Chancen, wie die von Shinta Appelkamp, aber wir hätten sie viel besser ausspielen müssen. Und wir hatten mehr Ballbesitz, deshalb war mein Gefühl gar nicht so schlecht.“

Damit hatte der Blondschopf jedoch nicht unbedingt die Mehrheitsmeinung der 1000 Düsseldorfer Fans auf seiner Seite. Diese hatten eher eine komplett missratene und extrem fehlerbehaftete Spielhälfte gesehen – aber eben auch eine Fortuna, die im Anschluss ein völlig anderes Gesicht zeigte.

„Beim 1:2 machen das Yannik Engelhardt und Shinta vorher super, und ich treffe den Ball dann genau so, wie ich das haben wollte“, berichtet der Doppelpack-Schütze. „Das war natürlich super. So ein schnelles Tor war genau das, was wir gebraucht haben nach den 15 Minuten hier drinnen, wo sich alle ganz schlecht gefühlt haben.“

Diese Stimmungslage hatte sich nach dem Schlusspfiff drastisch verändert. „Es fühlt sich einfach mega an“, beschreibt Vermeij. „Es tut zwar immer noch weh, dass wir das letzte Heimspiel gegen Kiel verloren haben. Aber diese Reaktion jetzt in der zweiten Hälfte in Magdeburg haben wir gebraucht. Das tut mir richtig gut vor den Weihnachtstagen.“

Aber kommt ihm persönlich, der er gerade einen derartigen Lauf hat, die Winterpause nicht sogar ungelegen? „Ich verstehe die Frage, aber nein: Ich brauche diese Pause jetzt“, versichert er. „Als ich wegen meiner Gehirnerschütterung ein paar Tage draußen war, hat mir das auch gut getan. Ich weiß nicht warum, aber manchmal braucht man ein bisschen Ruhe. Es war schon viel zuletzt, mit vielen Spielen, in denen es ganz knapp war. Das hat schon Energie gekostet.“ Ein wenig Nachschub davon darf Vermeij jetzt tanken.