Fortuna gegen Bayern: Macht's noch einmal, Jungs!
Viele Duelle der Fortuna mit den Münchener Bayern waren Sternstunden in der Geschichte des Düsseldorfer Traditionsklubs.
Düsseldorf. Die Bayern kommen! Das war schon immer das „Spiel des Jahres“. Eine volle Kasse und eine Zuschauerzahl waren garantiert, die den Saisonschnitt auch zu früheren Bundesligazeiten in erträgliche Höhen hievte. Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge oder Lothar Matthäus waren als aktive Profi-Fußballer zu Gast bei Fortuna Düsseldorf.
Nach fast 16 Jahren kommt der Rekordmeister wieder zum Pflichtspiel nach Düsseldorf, weckt die Erinnerungen an legendäre Duelle und Ereignisse. Kostproben gefällig? Wir helfen dem Gedächtnis auf die Sprünge:
Das Bild dürfte der Kassenschlager der Düsseldorfer Fotoagentur Horstmüller sein: der flehentliche Blick von Bayer-Torwart Sepp Maier in den Himmel über dem Rheinstadion (siehe unten), im Hintergrund ist die alte Anzeigentafel mit dem heute noch unglaublichen Ergebnis zu sehen.
Mit 7:1 siegte die Fortuna unter Trainer Hans-Dieter Tippenhauer am 9. Dezember 1978 — jeweils zwei Tore durch Klaus Allofs, Emanuel Günther und Wolfgang Seel sowie ein verwandelter Elfmeter durch Gerd Zimmermann. Den Ehrentreffer hatte ein gewisser Klaus Augenthaler erzielt. Das Ergebnis ist bis heute die höchste Auswärtsniederlage der Münchener.
Übrigens: Damals waren nur 26 000 Zuschauer im Stadion (Saisonschnitt: 15 000), anschließend wurde Bayern-Trainer Gyula Lorant entlassen, und am Ende der Saison reichten 22 Treffer durch Torschützenkönig Klaus Allofs nur für den siebten Platz in der Bundesliga.
Noch drei Treffer mehr fielen am 7. Juni 1975. Die Fortunen lagen vor 32 000 Fans gegen den Deutschen Meister mit 2:4 zur Pause zurück, nur Seel und Timo Kriegler hatten getroffen. Bayern schien durch Tore von Gerd-Müller (3) und Jupp Kapellmann auf Kurs.
Doch Reiner Geye, Heiner Baltes und Dieter Brei trafen, und den Ausgleich durch Conny Torstensson beantwortete Dieter Herzog mit dem Siegtreffer zum 6:5. Am Ende wurde die von Heinz Lucas trainierte Fortuna Tabellensechster.
Das doppelte 4:1 aus der Saison 1983/84 dürfte als das letzte große Zucken des Erfolgsklubs aus den 1970er Jahren vor dem Abstieg aus der Bundesliga drei Jahre später bezeichnet werden.
Im Rheinstadion wurde zunächst Erzrivale Borussia Mönchengladbach abgefertigt und zwei Wochen später am 3. Februar 1984 die Münchener durch Tore von Ralf Dusend, Günther Thiele, Norbert Nachtweih (Eigentor) und Atli Edvaldsson — Gegentor: Bernd Dürnberger. Anschließend stürzte die Fortuna mit zwölf Niederlagen in Folge ab, wurde mit Trainer Willibert Kremer Tabellen-14. und schlidderte tief in die Krise.
Udo Jürgens war zur Feier des 90-jährigen Bestehens als Gast dabei, und Bayern-Manager Uli Hoeneß lästerte: „Es ist doch amateurhaft, wenn sich ein Klub mehr auf seine Feiern vorbereitet als auf das Spiel gegen den Meister.“
Das wirkte wie Doping beim damaligen Schlusslicht, das am Nachmittag des 28. September 1985 vor der Feier die Münchener mit 4:0 besiegte — Tore: Andreas Keim, Hasse Holmquist, Sven Demandt, Ralf Dusend. Einer der wenigen Saison-Höhepunkte, die auf Platz 14 und mit nur 8379 Zuschauern im Schnitt endete.
Im Abstiegsjahr 1986/87 sorgte der DFB-Pokal für Trost. Darunter ein 3:0 im Achtelfinale gegen die Bayern im Rheinstadion, das Manfred Bockenfeld, Ralf Dusend und Michael Preetz herausschießen. Unvergessen: Vor dem dritten Tor „tunnelte“ Vorbereiter Dusend den späteren Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. Die Fortunen scheiterten letztlich kläglich mit 0:3 im Halbfinale bei Zweitligist Stuttgarter Kickers, bei denen der spätere Fortune Anthony Baffoe auf der Außenbahn wirbelte.
Wieder DFB-Pokal, wieder ein denkwürdiger Abend. Vor allem für einen Fortunen: Von Ben Manga hatte bis zum 18. September 1995 kaum jemand etwas gehört. Der heute 34-Jährige machte das Spiel seines Lebens, bereitete das entscheidende 3:1 in der 2. Runde vor.
Anschließend verschwand der Neusser wieder in der Versenkung, absolvierte nur drei Bundesliga-Begegnungen — darunter beim 0:2 am 17. Spieltag gegen die Bayern. Als Bundesliga-13. hielten die Fortunen damals die Klasse, zwei Jahre vor dem bisher letzten Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus.
Wer beim FC Bayern München gespielt hat, der kann doch nur gut sein. So oder so ähnlich dürften die Verantwortlichen in der Saison 1996/97 gedacht haben, als sie Markus Oberleitner verpflichteten. In der Hinrunde hatte der heute 35-Jährige zum Kader der Bayern gehört, aber kein Spiel absolviert.
Deshalb der Wechsel zur Fortuna, für die er meist enttäuschende Begegnungen bestritt. Zunächst in acht Spielen viermal ausgewechselt, wurde Oberleitner zum Saisonende in fünf Spielen viermal eingewechselt. Die Düsseldorfer stiegen als 16. ab.
Irgendwie wird Bayern-Manager Uli Hoeneß doch noch zum Freund der Fortuna. Zur offiziellen Eröffnung der Arena am 18. Januar 2005 kamen die Münchener zum Testspiel, gewannen vor 44 583 Zuschauern mit 5:1 (Ehrentreffer: Frank Mayer) und bescherten der klammen Fortuna beträchtliche Einnahmen durch den Verzicht auf Antrittsgelder. Die Düsseldorfer belegten in der Regionalliga am Saisonende Platz acht.
Drei Jahre später schauten die Bayern erneut zum Freundschaftsspiel vorbei, das der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Erwin in die Wege geleitet hatte. Die Gastgeber zogen sich am 22. Januar 2008 beim 2:3 vor 31 058 Zuschauern achtbar aus der Affäre (Tore: Christian Erwig, Olivier de Cock), scheiterten erst am letzten Spieltag als Dritter knapp am Aufstieg in die 2. Liga.