Fortunas Kenan Karaman Neues Selbstvertrauen, neue Rolle

Düsseldorf · Kenan Karaman brauchte einige Zeit, um bei der Fortuna anzukommen. Nun läuft es für den 25-Jährigen. Er träumt sogar von der Europameisterschaft mit der Türkei.

Kenan Karaman jubelt nach seinem Tor zum 2:1 beim Auswärtssieg der Fortuna bei Werder Bremen am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison.

Foto: Christof Wolff

Über weite Strecken der vergangenen Saison ist Kenan Karaman von den Fans von Fortuna Düsseldorf eher kritisch beäugt worden. Obwohl der 25-Jährige der Feldspieler mit der größten Bundesliga-Erfahrung im Kader der Fortuna (86 Spiele) ist, benötigte er eine lange Anlaufzeit, um überzeugende Leistungen für seinen neuen Klub zu zeigen.

Es war dann fast zeitgleich mit seinen guten Vorstellungen in der türkischen Nationalmannschaft, als Karaman im Frühjahr auch in Düsseldorf ein größeres Selbstvertrauen anzumerken war. Spätestens sein legendärer Treffer gegen Werder Bremen, als er über das halbe Feld lief und mehrere Gegenspieler aussteigen ließ, war Ausdruck der neuen mentalen Stärke.

Gleich am ersten Spieltag erzielte er das Siegtor

„Es ist eine große Ehre für mich, in die türkische Elf berufen zu werden“, sagt Karaman. „Auch jetzt in der Länderspielphase habe ich beide Spiele bestritten, und wir haben zweimal gewonnen.“ So denkt er weiter zweigleisig: Nicht nur bei der Fortuna will der Offensivspieler eine feste Größe sein, sondern auch in Nationalelf. „Die Teilnahme an der Europameisterschaft nächstes Jahr ist mein großes Ziel.“

Dafür muss der gebürtige Stuttgarter bei der Fortuna aber auch zum Zug kommen. An den ersten beiden Spieltagen stand er jeweils in der Startelf, beim 3:1-Auftakterfolg in Bremen erzielte er sogar den Siegtreffer. Doch nach der 1:3-Niederlage gegen Leverkusen saß er fortan auf der Bank, durfte in Frankfurt (1:2) und gegen Wolfsburg (1:1) lediglich in der Schlussphase ran.

Die Motivation, bald wieder mehr zu spielen, ist deswegen um so größer, zudem gab es da ein Versprechen des Trainers: „Er hat mir gesagt, dass er auf mich setzt und ich mehr spielen werde als in der vergangenen Saison“, erklärt Karaman, der das aber nicht als Geschenk definiert, er habe sich das verdient: „Die Formkurve ging in der zweiten Saisonhälfte nach oben, und daran konnte ich auch jetzt anknüpfen.“

Derby in Gladbach ist ein „Extra-Reiz“

Dennoch weiß er, dass das kein Selbstläufer ist, in der Bundesliga geht es nur über Konstanz. „Dann erfahre ich auch die Belohnung durch die Berufung in die Nationalmannschaft“, sagt Karaman, dem das Vertrauen von Trainern und Mitspieler auch mental geholfen hat: Er sei nun freier im Kopf, habe ein anderes Selbstverständnis entwickelt.

Dass in dieser Saison auch auf dem Rasen alles anders wird, weil in Benito Raman und Dodi Lukebakio zwei wichtige Vorlagengeber nicht mehr im Team sind, glaubt der 25-Jährige indes nicht: „Wir haben gute neue Spieler bekommen, denen ich sehr viel zutraue“, sagt Karaman. „Das sind alles Spieler mit einer eigenen Qualität. Das müssen wir dann nur auf den Platz bringen.“

Am besten auch am Sonntag. Das Derby bei Borussia Mönchengladbach sei ein „Extra-Reiz“, sagt der türkische Nationalspieler, „es wäre super, wenn wir da etwas holen. Wir haben da noch etwas wieder gut zu machen.“

Auf dem Platz emotional, deneben eher ruhig

Dazu will Karaman auch mit seiner Emotionalität beitragen, obwohl er außerhalb des Rasens sehr ruhig rüberkommt. „Auf dem Platz kann da mal die türkische Seite bei mir erweckt werden. Das kommt bei mir auch mal beim Training durch.“ Solche Spiele spielt Karaman gerne, in denen die Stimmung gereizt ist, die Fans beider Lager mitgehen und einfach was los ist.

Nach dem „ganz guten Start“, wie es der 25-Jährige ausdrückt, kommt es aus seiner Sicht nun auf die nächsten Spiele an. „Gute Leistungen allein reichen nicht, wie wir in Frankfurt gesehen haben“, sagt Karaman. In die nächste Länderspielpause will der türkische Nationalspieler mit vielen Punkten von Fortuna und einem guten Gefühl gehen.