Fortuna-Sportdirektor Fortunas Lösung heißt Rachid Azzouzi

Zweitligist präsentiert den 43-Jährigen als Schulte-Nachfolger. Zuletzt hatte der FC St. Pauli ihm nicht mehr vertraut.

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Düsseldorf. Draußen schien die Sonne, im Inneren des Tulip-Inn-Hotels an der Düsseldorfer Arena hatte sich die Fortuna-Delegation für freudiges Strahlen entschieden. Immerhin haben Vorstand Dirk Kall und Finanzvorstand Paul Jäger die nächste Personalie abgehakt: Neuer Sportdirektor des Fußball-Zweitligisten mit frisch unterzeichnetem Zweijahresvertrag ist Rachid Azzouzi. 43 Jahre alt, in Marokko geboren, aufgewachsen in Aachen. Und deshalb mit dem Rheinland „durchaus vertraut“.

Azzouzi folgt auf den vor Wochen entlassenen Helmut Schulte — wieder einmal. Denn schon als der Deutsch-Marokkaner 2012 beim FC St. Pauli seinen Dienst antrat, hatte er die Schlüssel von Schulte übernommen — und musste sie im Dezember 2014 frisch entlassen an seinen Nachfolger Thomas Meggle weiterreichen. Die Episode beim Kiezklub hat ihn „geprägt“, besonders erfolgreich war sie nicht.

Erst der mit Meggle eingestellte Trainer Ewald Lienen rettete die Hamburger vor dem Abstieg aus der 2. Liga, Azzouzi war nicht mehr zugetraut worden, den Club entscheidend zu prägen. St. Pauli sieht nun das Düsseldorfer Engagement mit Freude: Der Club soll dem Vernehmen nach durch den bis 2016 datierten und nun aufgelösten Vertrag mit Düsseldorfs neuem Sportdirektor 250 000 Euro einsparen.

Dass Azzouzi vor allem wegen seiner jüngsten Station im Umfeld der Düsseldorfer Fans einige Skepsis entgegenschlägt, mag verständlich sein, lässt aber außer Acht, dass er vor bei der SpVgg Greuther Fürth gute Ergebnisse erzielte und mit dem Trainer Mike Büskens gar in die erste Liga aufgestiegen war. „Aber das“, sagte Azzouzi am Mittwoch, „soll jetzt alles Vergangenheit sein.“ Von den Vereinen in der 2. Liga habe er sich nichts Besseres als Fortuna wünschen können. Wenngleich er klarstellte: „Ich bin keiner, der nach zwei Wochen das Wappen küsst.“

Was für einen Sportdirektor auch eine eher ungewöhnliche Maßnahme wäre, aber verstanden wurde: Hier kommt keiner, der Fortuna in die erste Liga reden will. „Ich weiß, woher ich komme. Ich weiß, was Arbeit ist, mein Vater war Bergmann unter Tage“, sagte Azzouzi, der sich demütig und ziemlich souverän gab. Was auch für den Verein gelten solle. Schließlich habe die Fortuna in den vergangenen „zehn Jahren genau ein Jahr in der ersten Liga gespielt“ - und sei sonst eher in den Niederungen von Zweit-, Dritt- und sogar Viertklassigkeit zu Hause gewesen. Das hate man so selten gehört beim Antrittsbesuch, trifft aber den Kern.

Dass zwischen Anspruch und Realität in der Stadt schon wieder eine enorme Lücke klafft, ist ihm auch aus der Ferne nicht entgangen. Konzentration auf das Wesentliche, nicht quatschen, sondern hart arbeiten, das war der Tenor seiner Aussagen. „Ich hau mich hier voll rein“, sagte Azzouzi, der sich eine Wohnung in Düsseldorf suchen will, während die Gattin und zwei Töchter zunächst noch in Hamburg bleiben.

Der 43-Jährige soll die volle Rückendeckung der zuletzt nicht immer harmonisch verbundenen Gremien genießen. Vorstand Dirk Kall betonte die Auswahl sei in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat geschehen, Finanzvorstand Paul Jäger formulierte es auf seine Art: „Wir sind vom Aufsichtsrat beauftragt worden, einen Sportdirektor zu finden. Den haben wir gefunden, und nun stehen wir beide voll hinter ihm.“ Einen weiteren Fehlgriff nach Personalien wie Lorenz-Günther Köstner und Oliver Reck auf der Trainerbank oder dem kurios uninteressierten Helmut Schulte kann sich der Fortuna-Vorstand auch gar nicht mehr leisten. Bemerkenswert: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Wolf Werner und Schulte wird Azzouzi nicht in den Vorstand aufrücken, sondern als Sportdirektor an den gleichen berichten.

Geprägt sei er von Trainern wie Ewald Lienen, unter dem er einst als Spieler beim MSV Duisburg erfolgreich agierte, oder auch Fürths Trainer Benno Möhlmann. Menschen, die für harte Arbeit stehen, weniger für schlaue Sprüche. Passt also ins Bild. Das kann ein Vorteil sein, wenn es jetzt für Düsseldorf darum geht, eine Mannschaft zu erschaffen, die sich von jener der vergangenen Saison deutlich unterscheidet — vor allem in Sachen Mentalität.

Dass Azzouzi mit Trainer Frank Kramer in Fürth schon zusammengearbeitet hat, wird kein Nachteil sein. An der Auswahl des Sportdirektors soll Kramer aber weniger mitgewirkt haben, als man vermuten könnte. „Wir haben natürlich mit ihm gesprochen“, sagte Kall, „aber das war nicht ausschlaggebend.“ Zumal Kramer in Fürth als Jugend- und Amateurtrainer wirkte, während Azzouzi in erster Linie mit den Profis arbeitete.

Schnell beliebt machen könnte sich Azzouzi über die in Düsseldorf heiß gehandelte Personalie Maximilian Beister. „Er ist zurecht ein Thema hier“, findet Azzouzi, der Beister persönlich kennt. „Man muss schauen, wie das funktionieren kann.“ Denn ab sofort gehe die komplette Kaderplpanung über seinen Tisch. „Dafür bin ich ja geholt worden.“