„Lumpi“ droht Strafe für ehrliche Aussage

Der DFB hat Ermittlungen gegen Fortunas Kapitän Andreas Lambertz aufgenommen.

Düsseldorf. Wolf Werner kochte vor Ärger. Das Zweitliga-Fußball-Spiel zwischen 1860 München und der Fortuna war vor einer Stunde zu Ende gegangen, und eigentlich hatte es mit dem 2:2 nach einem 0:2-Rückstand auch ein Happyend für den Aufsteiger gegeben.

Was den Sport-Geschäftsführer der Fortuna so aufregte, war wohl die Naivität seines Kapitäns. Andreas Lambertz hatte die entscheidende und umstrittenste Szene des Spiels im Fernsehen vor laufender Kamera analysiert. Wie wir bereits am Montag berichteten, hatte diese Aussage - "Ich habe mich fallen gelassen" - Münchens Trainer auf die Palme gebracht. Ewald Lienen sprach sogar davon, dass der Schiedsrichter wegen eines unberechtigten Foul-Pfiffs den Düsseldorfer das Spiel geschenkt habe.

Doch nicht etwa gegen Lienen wurde der Deutsche Fußball-Bund aktiv. Sondern die Ehrlichkeit von Andreas Lambertz wird vielleicht bestraft. Denn der Kapitän der Fortuna hat gesagt, dass es kein Foul gewesen sei. Nun ermittelt der DFB wegen einer Schwalbe gegen Lambertz. Ihm wird "krass sportwidriges Verhalten" vorgeworfen.

"Er ist ein Spieler mit totalem Fairplay", erklärte Paul Jäger. Der kaufmännische Geschäftsführer der Fortuna, der Mitglied im Ligaausschuss des DFB ist, sagte, dass "Lumpi" etwas anderes zum Ausdruck bringen wollte. "Er meinte, dass er sich fallen lassen musste, um einem Foul des Müncheners José Holebas, der mit gestrecktem Fuß gegrätscht hatte, auszuweichen. Er hat sich selber schützen wollen."

Das habe man auch in der schriftlichen Stellungnahme von Lambertz und der Fortuna gegenüber dem DFB als Antwort auf die eingeleiteten Ermittlungen ganz deutlich gemacht. "Lambertz hat nie und nimmer einen Freistoß herausschinden oder gar eine persönliche Strafe des Gegenspielers damit erwirken wollen." Allerdings gab Jäger auch zu, dass Lambertz sich vor der laufenden Kamera schon recht ungeschickt verhalten habe.

Die Folge, die sich aus dem Pfiff des Schiedsrichters ergab, war nicht nur der Freistoß, der zum 1:2 führte und den Punktgewinn der Gäste in München einleitete. Es war auch der Anlass für Ewald Lienen einen schon fast peinlichen Auftritt hinzulegen.

Denn er prangerte die Ehrlichkeit von Lambertz als Heuchelei an, während beispielsweise Lambertz’ Kollege Claus Costa den Pfiff als "ausgleichende Gerechtigkeit" für viele andere Situationen der laufenden Saison empfand, die nicht pro Fortuna entscheiden worden waren - wie etwa ausgebliebene Elfmeterpfiffe in Fürth und auf St. Pauli. Auch Jens Langeneke hatte für Lienens Ärger wenig Verständnis: "Mir ist es recht egal, ob sich die Münchener aufregen oder nicht. Auch wir nehmen Gastgeschenke gerne mal an."

Es wäre für den Fußball bitter, wenn man die Ehrlichkeit des Fortuna-Kapitäns mit einer persönlichen Sperre bestrafen würde. Natürlich hätte Lambertz dem Schiedsrichter auch direkt erklären können, dass in dieser Aktion kein Foul vorlag. Aber die Gefährdung durch die Grätsche war unübersehbar.

Und auch der Versuch eines Fouls wird bestraft. So steht es in den Regeln des Deutschen Fußball-Bundes: Regel 12 besagt: Ein Spieler verursacht einen direkten Freistoß für das gegnerische Team, wenn er ... einen Gegner tritt oder versucht, ihn zu treten.

Die entscheidende Aussage machte Lambertz nur im WZ-Interview nach dem Spiel und nicht im Gespräch mit dem Deutschen Sportfernsehen (DSF), auf das sich Ewald Lienen in der späteren Pressekonferenz bezog. Lambertz: "Es war gefährliches Spiel, der Versuch ist strafbar, und deshalb war es keine Fehlentscheidung." Ob der DFB dieser Erklärung folgen kann, scheint allerdings fraglich.