Uwe Weidemann: „Wir setzen uns kleine Ziele“

Uwe Weidemann warnt vor einer zu großen Euphorie. Das Trainingslager ist für den Fortuna-Trainer aber ein Erfolg.

Düsseldorf. "Nein!" Die Antwort von Fortuna-Cheftrainer Uwe Weidemann auf die Frage, ob er derzeit an seiner Mannschaft irgendetwas auszusetzen habe, fällt am letzten Tag des Trainingslagers im türkischen Belek knapp und deutlich aus. "Es waren nicht selbstverständliche sieben Tage, so wie die Mannschaft miteinander umgegangen ist und wie die Stimmung war", so der Trainer. "Eine Woche ist jetzt aber genug. Alle freuen sich, wieder nach Hause zu kommen." Aber Weidemann macht das durchweg positive Fazit nicht nur an den vergangenen sieben Tagen fest. Vielmehr sei in der Vorbereitung bis zum heutigen Tag alles sehr gut gelaufen: "Die Jungs haben durch den positiven Laktattest, den Wintercup und dieses Trainingslager selbst eine Euphorie ausgelöst."

Auf der Torwartposition gibt es einen Konkurrenzkampf

Und das Schöne dabei ist, dass die Flingerner nicht nur darüber reden, was sie erreichen wollen, sondern nach dem Urteil ihres Trainers auch jede Menge dafür tun. "Die Spieler setzen sich eben nicht nur verbal Ziele, sondern setzen das auch auf dem Platz um", sagt Weidemann, der sich wünscht, dass seine Kicker das hohe Tempo und Engagement aus dem Training in zwei Wochen in die Partie gegen den VfL Osnabrück und die folgenden Begegnungen transportieren. "Wenn uns das gelingt, werden wir eine gute Rückrunde spielen", meint Weidemann. Wer denn im ersten Spiel gegen Osnabrück beim Anpfiff auf dem Platz stehen wird, hat Weidemann auf neun Positionen schon im Kopf. Offen ist die Entscheidung, wer das Fortuna-Tor hüten wird. Denn Kenneth Kronholm hat einen Schritt nach vorne gemacht, übt Druck auf Stammtorhüter Patrick Deuß aus. "Ich muss beiden ein Riesenkompliment machen. Sie feuern sich gegenseitig an. Sich da zu entscheiden, wird nicht leicht", sagt der Ex-Stürmer, dem ohnehin einige schwere Entscheidungen ins Haus stehen. Das bestätigt auch Kapitän Marcus Feinbier: "Jetzt, wo so gut wie alle dabei sind und kein Führungsspieler ausfällt, sieht man erst, wie gut unsere Mannschaft ist. Das wird schwer für den Trainer." Doch genau diesen Zustand hat sich Weidemann nach den Verletzungsproblemen in der Hinrunde auch gewünscht: "Das ist doch eine angenehme Situation. Jeder Spieler weiß, dass er sich nicht ausruhen kann, deswegen gibt auch jeder so viel Gas im Training. Alle wollen am 10. Februar dabei sein." Das gilt natürlich auch für den Teststürmer Sebastian Kneißl, dessen Unterschrift bei den Rot-Weißen wohl nur ein paar Formalitäten im Wege stehen: "Ich könnte mir gut vorstellen, ihn zu behalten, so wie er sich hier präsentiert hat. Es müssen aber noch Gespräche mit Wacker Burghausen geführt werden."

"Die Spieler haben begriffen, dass alle gebraucht werden."

Um in 14 Tagen in der Arena aufzulaufen, würden einige sogar in Kauf nehmen, nicht auf ihrer angestammten Position spielen zu können. So auch Yussuf Adewunmi, der als gelernte Offensivkraft, mehr und mehr zu einer Alternative auf der linken Abwehrseite wird. "So soll es doch sein. Die Spieler haben begriffen, dass sie alle gebraucht werden. Das haben die Ausfälle in der Hinrunde gezeigt und das wird auch in der Rückrunde so sein", sagt Weidemann, der betont: "Es geht nicht um den Einzelnen, sondern um Fortuna." Allzu großen Druck auf seine Mannschaft braucht der Coach aber gar nicht auszuüben, denn der kommt schon von außen. Schließlich ist die Erwartungshaltung bei den Fans sehr hoch. "Deswegen waren wir als Funktionsteam hier auch stets um Lockerheit bemüht. Wir wollen einen positiven Druck entstehen lassen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir verkrampfen."

Zumal die Konkurrenten gegen die Fortuna immer noch 20 oder 30 Prozent mehr gäben. "Das heißt, dass auch wir mehr bringen müssen, um die Spiele zu gewinnen", so Weidemann, der seinem Team große taktische Fortschritte bescheinigt. Das große Ziel Aufstieg spricht Weidemann eher vorsichtig an: "Wir müssen uns kleine Ziele setzen, aber wenn wir nach den ersten fünf oder sechs Spielen noch oben dabei sind, warum dann nicht auch am Ende."