Angerer auf die Bank: Neid eröffnet Torhüterdiskussion
Frankfurt/Main (dpa) - Kaum ist die Diskussion um Manuel Neuer und René Adler in der Männer-Nationalmannschaft erstmal verhallt, kündigt Bundestrainerin Silvia Neid bei den Frauen eine Torhüter-Rotation an.
Die 22-jährige Almuth Schult vom SC Bad Neuenahr wird im Testspiel gegen Frankreich am Mittwoch in Straßburg zwischen den Pfosten stehen. Dies sagte Neid bei einer Pressekonferenz in Frankfurt/Main. Vor der EM im Juli in Schweden muss sich die Spielführerin und zweifache Weltmeisterin Nadine Angerer (34) vom 1. FFC Frankfurt warm anziehen. „Da ist überhaupt kein Zickenkrieg zu erwarten“, sagte Neid jedoch.
Der Wechsel zwischen Schult und Angerer soll bis zum Länderspiel gegen Olympiasieger USA am 5. April in Offenbach gehen und gelte auch für den Algarve-Cup im März in Portugal. Neid heizt damit den Konkurrenzkampf bei der Verjüngung im Team des Rekord-Europameisters ein. „Nadine ist noch die bessere Torhüterin, weil sie mehr Erfahrung hat. Aber Almuth ist auf einen guten Weg“, erklärte sie.
Die extrovertierte Angerer gilt als Charakterkopf und Stimmungskanone bei den DFB-Frauen. Seit 1996 hat sie 112 Länderspiele bestritten. Bei der Weltmeisterschaft 2007 blieb sie in allen sechs Spielen ohne ein einziges Gegentor. Bei der Heim-WM 2011 konnte auch sie jedoch das bittere Viertelfinale-Aus gegen Japan nicht verhindern. 2012 hatte Angerer mit einem Knorpelschaden im Knie zu kämpfen und verpasste einige EM-Qualifikationsspiele.
„Almuth ist nicht mehr so weit weg, wie das noch vor einem Jahr der Fall war. Sie hat einen Schub nach vorne gemacht, als Nadine verletzt war“, urteilte Neid. Die 1,80 Meter große Schult kann zwar erst acht Länderspiele aufweisen, gilt aber als die Torhüterin der Zukunft.
Schult und Angerer sitzen im Mannschaftsbus immer nebeneinander. Einen Kleinkrieg wie ihn sich einst Oliver Kahn und Jens Lehmann im Tor der Männer-Auswahl geliefert haben, werden die beiden wohl kaum anzetteln. „Die können sich richtig gut leiden, können sich pushen beim Training“, meinte die Bundestrainerin. „Und Almuth kann sich vieles abschauen von der erfahrenen Nadine.“
Im Gegensatz zu ihrem Kollegen Joachim Löw kann Neid bei Torhütertalenten nicht aus dem Vollen schöpfen. „Wir wünschen uns, dass wir mehr Auswahl hätten“, klagte die 111-fache Nationalspielerin. Dafür müsste sich vor allem im Nachwuchsbereich einiges ändern: „In der Jugend werden immer noch die ins Tor gestellt, die draußen nicht so gut sind.“ Zudem gebe es in diesem Bereich keine speziellen Torhütertrainer.
„Wir wollen nicht jammern und nicht klagen, aber wir haben nicht die komfortable Situation wie bei den Männern“, sagte Neid. Das sollen auch Ex-Nationaltorhüterin Silke Rottenberg und Michael Fuchs, Torwarttrainer der DFB-Frauen, ändern. Das Duo engagiert sich beim Stützpunkttraining in den Landesverbänden um die Angerers von morgen.