Angerer fordert mehr Konzentration gegen Italien

Växjö (dpa) - Mit dem Rückenwind der Verbandsspitze und mehr Geschlossenheit in den eigenen Reihen wollen die deutschen Fußballerinnen endlich ihr ganzes Potenzial abrufen und ins EM-Halbfinale einziehen.

Nach mehreren Teamsitzungen und vielen Einzelgesprächen muss im Viertelfinale am Sonntag gegen Italien der Knoten platzen. „Uns ist bewusst, dass wir mit einer Leistung wie gegen Norwegen nicht weiterkommen“, erklärte Spielführerin Nadine Angerer am Freitag in Växjö.

Die 34 Jahre alte Torhüterin freut sich über die Nachricht, dass DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, sein Vorgänger Theo Zwanziger und Generalsekretär Helmut Sandrock eigens zum ersten K.o.-Spiel des schwächelnden Titelverteidigers bei der Europameisterschaft in Schweden anreisen. Eigentlich war ein Kommen der DFB-Spitze erst für das Halbfinale geplant. „Wir wollen der Mannschaft zeigen, dass wir hinter ihr stehen“, sagte Niersbach. „Wir freuen uns sehr über die Unterstützung. Es zeigt, dass man in guten und schlechten Zeiten zusammenhält“, hob Angerer hervor.

Der DFB-Boss ist optimistisch, dass die Frauen-Auswahl trotz der durchwachsenen Vorrunde weiterkommt. „Silvia Neid hat im Frauenfußball alles erlebt und weiß am besten, wie sie ihr Team jetzt einstellen muss“, sagte Niersbach. Dass sich die junge Mannschaft bisher schwertue, wundere ihn nicht: „Uns war schon vor dem Turnier klar, dass sich der Frauenfußball auch in anderen Ländern weiter entwickelt und die Mannschaften näher zusammenrücken.“

Laut Angerer hat die deutsche Elf die 0:1-Pleite gegen Norwegen zum Vorrundenabschluss gründlich analysiert. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir als Mannschaft sehr unkonzentriert waren und jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt war“, erläuterte sie. „Deshalb haben wir nicht gut zusammengearbeitet.“

Teammanagerin Doris Fitschen will mit der Rückkehr nach Växjö, wo die Neid-Auswahl die ersten beiden EM-Partien gegen die Niederlande (0:0) und Island (3:0) bestritten hatte, eine verbesserte Gemütslage bei allen festgestellt haben. „Wir haben uns in Växjö schon wieder eingelebt. Hier kennen wir uns ja aus. Und man spürt, dass die Stimmung schon wieder viel besser ist“, berichtete die Ex-Nationalspielerin. In ihrer aktiven Zeit machte sie selbst einschlägige Erfahrungen mit den Italienerinnen.

„Es waren immer sehr spannende und enge Spiele, weil sie einen sehr bissigen Stil spielen. Wir müssen eine Topleistung abrufen“, sagte Fitschen, die ein Scheitern nicht ausschließt. „Aber wenn man ausscheiden sollte, kommt es darauf an, wie man ausscheidet.“

Neid nennt die Spielweise der Südeuropäerinnen, die in Melanie Gabbiadini und Patrizia Panico ein ausgebufftes Sturmduo haben, gern „nickelig“. „Da müssen wir dagegenhalten und versuchen, unser Kombinationsspiel aufzuziehen“, sagte die Bundestrainerin, die viel Respekt vor den „Minimalistinnen“ aus Italien hat. „Sie sind schwer zu spielen. Plötzlich stehen sie vor deinem Tor.“

In der gesamten EM-Qualifikation kassierte Italien in zehn Spielen kein einziges Gegentor, was viel über die Stärke der weiblichen „Squadra Azzurra“ aussagt, die seit einem Jahr vom 1982-Weltmeister Antonio Cabrini trainiert wird. Unter ihm sind die Spielerinnen selbstbewusster geworden. „Er hat uns viel beigebracht“, schwärmt Laura Neboli, die in der Bundesliga für den FCR Duisburg spielt. „Jetzt haben wir eine gute Chance, gegen Deutschland zu gewinnen.“