Aus für DFB-Hallenpokal der Frauen - Kritik an DFB
Düsseldorf (dpa) - Vorauseilender Gehorsam oder Notwendigkeit - in Deutschland ist ein Streit über den Hallenfußball entbrannt. In Magdeburg steigt die 21. und letzte Auflage des DFB-Hallenpokals der Frauen mit allen zwölf Bundesligisten - dann ist das beliebte Turnier Geschichte.
Die offizielle Begründung des Deutschen Fußball-Bundes lautet, dass der Weltverband FIFA ab 2016 für alle offiziellen Hallen-Turniere die internationalen Futsal-Regeln vorschreibe.
„Es war schon lange klar, dass wir die Vorgaben umsetzen müssen“, sagte DFB-Frauenfußball-Abteilungsleiterin Heike Ullrich. Ein Turnier nach Futsal-Regeln aber lehnten die Clubs ab, was für Ullrich nachvollziehbar ist. Die vor allem in Südamerika und Südeuropa beliebte Hallen-Variante Futsal, bei der Topstars wie Neymar oder Lionel Messi ihre Technik perfektionierten, hat in Deutschland keine Tradition und unterscheidet sich elementar vom hier bevorzugten Budenzauber: Untergrund, Größe des Spielfeldes, Ball (ist beim Futsal kleiner und sprungreduziert), Tore, Regelwerk - alles ist anders.
Nicht nur bei den Frauen, auch an der Männer-Basis regt sich Widerstand gegen die DFB-Reform. Sollte Futsal verbindlich werden, wollen viele Clubs nicht mehr an Turnieren oder Stadtmeisterschaften teilnehmen.
Der DFB und seine Landesverbände haben sich offenbar ein Problem geschaffen. Denn von der FIFA kommen zwar Empfehlungen, Futsal zu fördern. Verbindliche Vorgaben gibt es aber nicht. „Mit Sicherheit haben wir in den letzten Jahren verschiedene Male - und in den verschiedensten Formen - erwähnt, dass Futsal ein super Tool für die technische Entwicklung eines Spielers ist“, sagte eine FIFA-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Sie hätten aber den Verbänden „zu keinem Zeitpunkt Forderungen oder Bedingungen gestellt, die Futsal-Regeln bei Hallen-Turnieren anzuwenden“.
Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger wirft dem deutschen Verband „fehlende Transparenz“ vor. „Der DFB macht sein eigenes Ding. Sie wollen das so, haben aber nicht den Mut das zu sagen“, sagte Zwanziger der dpa. „Künftig sollen alle Turniere nach Futsal-Regeln gespielt werden. Das ist aber nicht in Ordnung und hat Auswirkungen auf eine Vielzahl von Veranstaltungen.“
In der Tat geht die Reform auf einen Beschluss des DFB-Bundestages 2013 zurück, wonach „offizielle Hallenwettbewerbe des DFB, der Landesverbände und der Kreise ab spätestens 2016 in Form von Futsal-Spielen stattzufinden haben“. Nach Angaben des für Amateurfußball zuständigen Abteilungsleiters Bernd Barutta hat der DFB-Vorstand dann im Oktober 2014 die Rahmenrichtlinien für Futsal verabschiedet.
Während bei den Männern der Hallen-Fußball auf höchster Profi-Ebene längst zu Grabe getragen wurde, ist das Ende des Frauen-Budenzaubers für viele beklagenswert. Den Bundesligisten wurde das Aus für den DFB-Hallenpokal offenbar als Teil eines „FIFA-Masterplans“ vermittelt. Fakt ist aber, dass das Turnier in der bewährten Form hätte weiterleben können.
Nicht nur Liga-Sprecher Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt, bedauert das Aus: „Für die Liga und den deutschen Frauenfußball ist es sehr schade, dass so ein erfolgreiches und imageträchtiges Event künftig wegfällt.“ Über die neue Sachlage zeigt er sich erstaunt: „Ich bin sicher, Futsal und unser gewohnter Hallen-Fußball können auch nebeneinander existieren.“