Bernd Schröder: „Jeder kämpft für sich allein“

Berlin (dpa) - Bernd Schröder (69) geht in sein 41. Jahr bei Meister Potsdam. Abschied ist nicht in Sicht. Schröder will weiter den deutschen Frauenfußball beeinflussen. Zu Entschuldigungen sieht er keinen Grund - ein Freund der Bundestrainerin wird er nicht mehr.

Nach der WM haben Sie eine grundsätzliche Neugestaltung der Frauen-Bundesliga gefordert. Was ist eingeleitet? Was erwarten Sie?

Schröder: „Ich war ja schon beim DFB, habe mit dem Präsidenten gesprochen. Das Entscheidende ist, dass wir jetzt mit der Bundestrainerin sprechen müssen. Dass wir eine Art runden Tisch brauchen. Ich befürchte nur, dass jeder für sich allein kämpft. Die hinten stehen, kämpfen gegen den Abstieg und haben mit der Problematik Nationalmannschaft wenig zu tun. Die vorne stehen, haben genug eigene Aufgaben.“

Was muss passieren?

Schröder: „Es muss zwischen der Liga und den verantwortlichen Trainern der Nationalmannschaften - auch der U 19 und U 20 - einen Konsens geben. Es kann doch nicht sein, dass die ersten vier der Weltmeisterschaft Länder sind, die ihre Spielerinnen bis fast zuletzt in den Clubs vorbereitet haben. Das ist sehr verdächtig. Da müssen wir uns verständigen: Was machen wir mit der Liga? Wir haben mindestens eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Das Gesamtniveau können wir nur heben, wenn auch der Unterbau besser wird.“

Sie gehen in Ihr 41. Jahr mit Turbine. Gibt es in Potsdam den ewigen Bernd Schröder?

Schröder: „Alex Ferguson von Manchester United ist noch ein paar Monate älter, wird im Dezember 70. Entscheidend bei der ganzen Sache ist doch: Der Cheftrainer ist nicht alles. Der ist ja nicht der Guru der Nation. Man muss ein vernünftiges Umfeld haben, das stimmt bei uns. Unsere Stellung in der Region stimmt. Das sind ja gewachsene Verbindungen, die in dem Moment wacklig werden, wenn handelnde Personen nicht mehr da sind.“

Sie weichen aus.

Schröder: „Man prägt über Jahre den Verein. Deshalb ist es schwer zu sagen, morgen ist Schluss. Wenn man irgendwann aufhört, dann muss man ganz raus. Was wir seit Jahren aufgebaut haben, muss fortgesetzt werden. Daran arbeiten wir ständig. Wie wir aufgestellt sind, haben wir keinen zweiten Versuch. Es ist ja kein Männerverein, wo alle zwei Jahre die Trainer wechseln. Außerdem muss ich auch selbst einverstanden sein.“

Da schlage ich mal Silvia Neid als Nachfolgerin vor.

Schröder: „Die hätte es schwer hier. Ich bin früh um acht da, und abends um acht auch noch. Und das ehrenamtlich.“

Entschuldigen werden Sie sich für Ihre Kritik an der Bundestrainerin nicht?

Schröder: „Es gibt sicherlich Formulierungen, über die man sprechen kann. Aber ich stehe zum Inhalt. Ich habe viel Zuspruch bekommen - nicht nur im Osten. Wenn jemand etwas um der Sache willen sagt, akzeptieren das die Leute. Man braucht nicht darüber zu reden, dass ich auf ihren Posten scharf bin mit 69. Es geht ja nicht um ein Spiel, das wir verloren haben. Wir haben Olympia verpasst, das ist das Schlimmste. Es gibt keine Basis für eine Entschuldigung. Es kann nur über die Sache gehen. Das werde ich ihr auch sagen. Es gibt ein Vier-Augen-Gespräch.“