DFB-Frauen gegen Island unter Druck
Växjö (dpa) - Kopf hoch, an die eigenen Stärken glauben und die spielerische Klasse umsetzen - so lautet das Motto der deutschen Fußballerinnen vor dem zweiten EM-Spiel gegen Island.
Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit schwer umzusetzen. Denn vor dem Duell mit dem Underdog an diesem Sonntag lastet auf dem Titelverteidiger in Schweden noch mehr Erfolgsdruck, der dem DFB-Team schon bei der Nullnummer gegen die Niederlande die Beine schwermachte. Ganz gegen ihre Gewohnheit kündigte Bundestrainerin Silvia Neid in Växjö einen Wechsel in der Startelf öffentlich an.
„Wahrscheinlich werden wir auf einer Position etwas ändern, weil wir dann in der zweiten Halbzeit eine Option mehr haben“, sagte Neid bei der Abschlusspressekonferenz. Es sei ein Eins-zu-eins-Wechsel „auf der gleichen Position“, meinte die Cheftrainerin, die natürlich nicht verriet, welche Spielerin aus der Startelf weichen muss. Damit gab sie ein Rätsel auf, das schwer zu lösen ist. Denkbar wäre, Lira Bajramaj für Anja Mittag zu bringen, auch Simone Laudehr ist eine Option für die „Sechs“ oder eher noch für die linke Offensivseite.
Gegen die Isländerinnen, die Ex-Weltmeister Norwegen zum Auftakt ein 1:1 abtrotzten, müssen die Köpfe frei sein. Die kurze Eingewöhnungsphase vor allem für die vielen jungen Talente, die ihr erstes großes Turnier bei den Frauen spielen, ist vorbei. Neid hofft, dass alle ihre Nervosität und Ängstlichkeit vom Auftaktspiel überwunden haben. „Ich gehe davon aus, dass sich das jetzt legt. Es ist ja immer was Besonderes, in ein Turnier zu starten. Da braucht man eine gewisse Abgebrühtheit, die hatten wir noch nicht.“
Um nicht um den Einzug ins Viertelfinale zu zittern, müssen drei Punkte her. Laut Saskia Bartusiak ist die Stimmung im DFB-Lager nicht gekippt, nur weil im ersten Match gegen starke Holländerinnen nicht alles so geklappt hat wie in den drei Testspielsiegen gegen Schottland (3:0), Kanada (1:0) und Weltmeister Japan (4:2).
Womöglich kann der Mentalcoach Markus Hornig helfen, die Bremse im Kopf zu lösen und das mühsam erarbeitete Selbstvertrauen nun auch auf dem EM-Platz umzusetzen. Auch die erfahreneren Kolleginnen stehen mit Rat und Tat zur Seite. „Bei uns gibt es einen relativ großen Austausch zwischen Jungen und Älteren. Natürlich fragen sie mal nach unseren Erfahrungen. Die werden weitergegeben“, sagte Annike Krahn am Samstag. „Damit ist es auch getan.“
Dass Neid nur einmal wechselt, zeigt, dass sie der Mannschaft vertraut und ihr die Möglichkeit geben will, den ersten EM-Eindruck zu korrigieren. „Wir werden nicht alles ummodeln“, betonte die 49-Jährige. Auch Goeßling und Nadine Keßler bekommen wohl ihre zweite Chance in der defensiven Schaltzentrale. „Sicherlich habe Lena und Nadine schon bessere Spiele gemacht“, gestand Neid nach dem 0:0 gegen die „Vrouwenelftal“. Aber man wisse ja, „dass sie es können. Das haben sie oft genug gezeigt.“
Bisher waren die von Sigurdur Eyjolfsson trainierten Isländerinnen noch nie ein Stolperstein für die DFB-Auswahl: Zwölf Spiele, zwölf Siege und ein Torverhältnis von 48:3 stehen zu Buche. Es wäre schon eine Riesensensation, wenn der siebenmalige Europameister gegen die Nordlichter patzen würde. Noch ist das für niemandem, der sich im internationalen Frauenfußball ein wenig auskennt, denkbar. Dennoch warnt Neid vor dem robusten und zweikampfstarken Gegner: „Island kann auch gut Fußball spielen, hat gute Standards und sehr viel Power.“