FIFA will Semenya-Diskussion bei WM vermeiden
Frankfurt/Main (dpa) - Die FIFA will bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland Schlagzeilen über allzu männlich wirkende Kickerinnen unbedingt vermeiden. Der Weltverband arbeitet derzeit Richtlinien aus, wie die Frauenfußball-Abteilungsleiterin Tatjana Haenni in einem dpa-Interview sagte.
„Es wird intensiv daran gearbeitet und unser Ziel ist es, dass wir vor der WM sagen können: Das sind die Regeln: Aufgrund derer wird entschieden, ob jemand spielberechtigt ist oder nicht“, sagte die Schweizerin.
Der Fall Caster Semenya ist der FIFA eine Warnung: Die 800-Meter-Titelgewinnerin aus Südafrika sorgte bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin für weltweite Diskussionen um Intersexualität. Semenya durfte bis Juni 2010 nicht mehr starten, weil ihr Geschlecht nicht eindeutig geklärt war. Aufgrund ihrer männlichen Erscheinung waren Zweifel aufgekommen, ob sie eine Frau ist. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF tat und tut sich sehr schwer mit dem Fall; inzwischen versuchen die großen Sportverbände unter dem Dach des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eine Lösung zu finden.
Bereits lange vor dem Anpfiff der Frauenfußball-WM am 26. Juni in Berlin haben vor allem Boulevard-Blätter über Vorwürfe berichtet, wonach Spielerinnen von WM-Teilnehmer Äquatorial-Guinea keine Frauen seien. „Es ist natürlich für unsere medizinische und juristische Abteilung ein Thema. Die Spezialisten dort arbeiten an einem Verfahren, intern wird das sehr intensiv diskutiert. Es werden mit der IAAF und dem IOC zusammen Guidelines für ein allgemeingültiges Prozedere erstellt“, erklärte Haenni. „Die Regeln müssen erstellt werden und zwar für alle Verbände, nicht nur für die FIFA. Wir hoffen alle, dass wir bis zur WM eine Lösung haben.“
Die Schwierigkeit sei, dass auch die FIFA noch nichts juristisch und medizinisch Handfestes habe, wo man sagen könne: Dies sei der Weg, wie man damit umgehen kann und soll. „Ich bin keine Ärztin, aber so wie man es mir erklärt hat, ist es extrem schwierig. Und ganz, ganz heikel“, so die 44-jährige Funktionärin.
Die IAAF hat die Lehren aus dem Fall Semenya gezogen. Eine neue Regel „Störungen der sexuellen Entwicklung“ soll den Umgang mit Fällen von nicht eindeutiger Geschlechtsbestimmung festlegen.
Nach Angaben Haennis spielen inzwischen mehr als 26 Millionen Frauen und Mädchen auf der Welt Fußball. „Wir können in ein paar Wochen neuere Zahlen mitteilen. Wenn man den Trend anschaut, gehe ich davon aus, dass es inzwischen einige mehr sind“, sagte die Schweizerin. „Die Zahlen entwickeln sich überall nur nach oben. Es sind etwa 170 Länder, die Länderspiele austragen. Das ist doch eine ordentliche Zahl bei 208 FIFA-Mitgliedsländern.“