Allianz-Bundesliga Frauen starten in 26. Spielzeit - Vierkampf erwartet
Frankfurt/Main. Auf geht's zur Bayern-Jagd! Was für Pep Guardiolas Starensemble längst Routine ist, bedeutet für die Fußball-Frauen des FC Bayern München absolutes Neuland.
Wenn der Meister am 28. August gegen Turbine Potsdam die 26. Bundesligasaison eröffnet, ist das Team von der Isar statt Jäger erstmals der Gejagte. Favorit auf den Titel ist für Trainer Thomas Wörle aber Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg. „Die Wolfsburgerinnen sind die klare Nummer eins - da gibt es keine Zweifel“, sagte Wörle in einem „kicker“-Interview.
Bundestrainerin Silvia Neid räumt auch Champions-League-Sieger 1. FFC Frankfurt und Potsdam durchaus Chancen ein. „Ich erwarte eine sehr spannende Saison“, sagte Neid. „Es gab eine hohe Wechselflut in der Sommerpause. Daher wird es interessant sein, welche Entwicklung die Mannschaften im Saisonverlauf nehmen werden.“ Im Hinblick auf Olympia in Rio, wo Neid im Sommer 2016 Abschied nimmt, wünscht sich die DFB-Trainerin aber vor allem viele Einsatzzeiten für die Nationalspielerinnen.
Der nicht nur von Neid erwartete Vierkampf an der Spitze ist auch ein Duell der Systeme. Denn längst haben die Männer-Bundesligisten ihr Herz für die Frauen entdeckt und päppeln die Abteilungen finanziell auf. Mit einem Saisonetat von geschätzten 3,5 Millionen Euro ist Wolfsburg der Krösus. „Aufgrund der professionellen Rahmenbedingungen, die die Lizenzvereine den reinen Frauenfußball-Clubs voraus haben, sind Bayern und Wolfsburg für mich durchaus favorisiert“, sagte Frankfurts Trainer Colin Bell.
Die Hessen verfügen über einen Etat von 1,8 Millionen Euro, der sich bei einem erfolgreichen Abschneiden in der Champions League noch leicht erhöht. Manager Siegfried Dietrich will trotzdem nicht klein beigeben. „Ich bin der Meinung, dass nicht das Geld die Meisterschaft entscheidet, sondern qualitative Arbeit.“ Neben dem Einzug ins DFB-Pokalfinale wolle man auch um den ersten Titel seit 2008 mitspielen. „Ich glaube, man kann Ziele ausrufen, unabhängig vom Geld.“
Doch auch Dietrich weiß, was die Stunde im nationalen und internationalen Konkurrenzkampf geschlagen hat. „Wir wollen den Etat künftig steigern, denn der Wettbewerb wird immer größer. Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir uns entwickeln und positionieren können“, meinte er. „Ich denke, wir bleiben auf Sicht wettbewerbsfähig.“
Nach dem Aufstieg des 1. FC Köln und von Werder Bremen spielen gleich sieben - und damit mehr als die Hälfte - der zwölf Bundesligisten unter dem Dach eines Männer-Lizenzvereins. Für den Deutschen Fußball-Bund ist dies kein Problem. „Wir haben einen guten Mix“, sagte Generalsekretär Helmut Sandrock.
Der Verband erhofft sich eine weitere Aufwertung der Liga, die laut Sandrock schon jetzt eine „wunderbare Wahrnehmung“ hat. In der vergangenen Saison wurde im Fernsehen insgesamt 81 Stunden über die Bundesliga berichtet. Die Sendezeit hat sich innerhalb von vier Jahren fast vervierfacht (2011: 21 Stunden). Insgesamt 159,6 Millionen TV-Zuschauer schauten zu.
Und vielleicht gibt es ja wieder ein Herzschlagfinale wie in der Vorsaison, als die Bayern noch Wolfsburg überflügelten. „Wir würden am liebsten mit drei, vier Meisterschalen am letzten Spieltag in den verschiedenen Stadien sitzen“, sagte DFB-Abteilungsleiterin Heike Ullrich. „Denn dann hätten wir ein wahnsinnig spannendes Saisonfinale.“