Fußball-Frauen testen WM-Kunstrasen
Frankfurt/Main (dpa) - Bei Frühstücksei und Kaffee im kanadischen Vancouver haben sich die deutschen Fußballfrauen den Auftaktsieg der Männer bei der Weltmeisterschaft in Brasilien angesehen und Lust auf die eigenen Titelkämpfe im Sommer 2015 bekommen.
Ein Raum im Hotel wurde schnell in Schwarz-Rot-Gold umgestaltet. „Alle haben mit Deutschland-Shirts und Schals zugeschaut. Die Mädels waren sehr beeindruckt und auch erleichtert“, berichtete DFB-Pressesprecherin Annette Seitz. Zuvor war eine Videobotschaft der Mannschaft nach Brasilien gesendet worden.
Ein Jahr vor den Titelkämpfen in Kanada proben die DFB-Frauen auf ihrer Länderspielreise die Bedingungen und die Atmosphäre vor Ort. Am Donnerstag (4.30 Uhr MESZ) spielt das Team von Bundestrainerin Silvia Neid im WM-Finalstadion von Vancouver gegen Titel-Mitfavorit und Gastgeber Kanada.
„Ich erwarte ein schweres Spiel. Kanada ist eine unheimlich zweikampfstarke Mannschaft, die sehr variabel im Spiel nach vorne auftritt und dabei immer wieder Positionswechsel vollzieht. Für uns ist das ein guter Test, weil wir in allen Mannschaftsteilen gefordert werden“, sagte Neid.
20 000 Zuschauer werden zum Match erwartet - ein guter Probelauf für die DFB-Damen. Denn die wollen am 5. Juli 2015 genau an dieser Stelle um den Titel kämpfen. „Das Finalstadion kennenzulernen ist gut. Dann weiß man, wo man hin will. Man bekommt zudem einen Eindruck, auf was man sich 2015 einstellen muss“, sagte Abwehrspielerin Annike Krahn von Paris St. Germain.
Die Reise soll neben dem sportlichen Kräftemessen vor allem zum Anfreunden mit dem ungeliebten Kunstrasen führen. Erstmals finden 2015 alle WM-Spiele auf dem künstlichen Geläuf statt. „Für uns ist es wichtig, die Bedingungen zu testen, die wir auch in einem Jahr bei der WM vorfinden werden. Auf Kunstrasen spielen und trainieren ist dabei ein bedeutender Faktor“, sagte Nationalmannschafts-Managerin Doris Fitschen.
Nicht ganz zufrieden war Neid. „Die Kunstrasenplätze, auf denen wir trainiert haben, waren von unterschiedlicher Qualität. Das wird für uns auf jeden Fall eine große Umstellung werden und es braucht Zeit, sich darauf zurechtzufinden“, erklärte die 50-Jährige. Nach ein paar Tagen hatten sich ihre Mädels aber daran gewöhnt. „Am Anfang war es nicht so einfach, aber mit der Zeit ging es immer besser“, sagte Alexandra Popp vom Meister VfL Wolfsburg.
Das will das DFB-Team gegen Kanada demonstrieren. Verzichten muss Neid dabei auf die Stammspielerinnen Saskia Bartusiak, Leonie Maier (beide Kreuzbandriss), Celia Sasic (Sprunggelenk) und die erkrankte Fatmire Alushi. So haben andere die Chance, sich vor den entscheidenden WM-Qualifikationsspielen im September gegen Russland und Irland zu präsentieren.
Mit Erkenntnissen aus der Partie und vielen wertvollen Informationen aus dem Gastgeberland sieht Neid sich für die WM gerüstet. „Die Erfahrungen, die wir hier vor Ort gemacht haben, waren für unsere Planungen hinsichtlich der WM sehr hilfreich. Wir hatten beispielsweise bei neun Stunden Zeitunterschied ziemlich mit dem Jetlag zu kämpfen. Das bedeutet nicht nur, dass man entsprechend frühzeitig zur WM anreisen muss, sondern diese Erfahrungen müssen dann auch in die Trainingsplanung einfließen“, erklärte Neid.