Krahn kehrt ins Training zurück
Duisburg (dpa) - Ihren Traum hat sie nie aus den Augen verloren - und mit der Rückkehr auf den Fußball-Platz hat Weltmeisterin Annike Krahn ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Heim-WM erreicht.
Nach sechsmonatiger Verletzungspause will die 25 Jahre alte Innenverteidigerin am 22. Februar wieder ins Mannschaftstraining beim Bundesligisten FCR Duisburg einsteigen. „Ich habe keine Schmerzen im Knie mehr, fühle mich relativ fit. Nun geht es darum, dass ich Sicherheit und Praxis bekomme. Denn Training und Reha sind schon ein Unterschied“, sagte die Nationalspielerin der Nachrichtenagentur dpa.
Endlich geht die lange Leidenszeit zu Ende. Am 10. August 2010 erlitt die Bochumerin im Champions-League-Qualifikationsturnier in Nordirland einen Kreuzbandriss im linken Knie - ein Schock gut zehn Monate vor der WM (26. Juni bis 17. Juli). 14 Tage später lag sie auf dem Operationstisch in Wuppertal. Es folgte die Rehabilitation in der Bochumer „RuhrSportReha“. Vier bis sechs Stunden täglich: Gymnastik, Kraft- und Stabilitätsübungen, Fango, Kältekammer, Fahrradfahren, Dauerläufe, Regeneration. „Es war eine anstrengende Zeit, ab und zu anstrengender als ein DFB-Lehrgang ohne Ball. Manchmal habe ich meinen Physiotherapeuten verflucht“, gesteht Krahn. „Aber ich hatte ja immer die WM im Blick. Das hat mich motiviert und angetrieben.“
Zwar gab es auch mal „schlechte Tage“, aber insgesamt blieb sie von schwereren Rückschlägen verschont. Nebenbei arbeitete Krahn, die im Vorjahr ihr Diplom-Sportstudium (Schwerpunkt Sportmanagement und Marketing) an der Ruhr-Universität abschloss, bis zum Jahresende in Teilzeit beim lokalen WM-OK in ihrer Heimatstadt Bochum.
Wenn sie in Duisburg wieder ins Training einsteigt, trifft sie auf eine veränderte Situation. Erst am vergangenen Donnerstag beurlaubte der Pokalsieger überraschend Trainerin Martina Voss-Tecklenburg, der bisherige Assistent Marco Ketelaer wurde zum Chef befördert. Kommentieren möchte Krahn den Wechsel nicht. „Ich war ja ein halbes Jahr weg, habe vieles nicht mitbekommen“, meint sie diplomatisch.
Für Krahn tickt die WM-Uhr. Am 17. März will Bundestrainerin Silvia Neid in Frankfurt ihren vorläufigen Kader bekanntgeben. Mit 26 Spielerinnen nimmt die DFB-Elf am 11. April beim Lehrgang in Bitburg die WM-Vorbereitung auf. „Ich rechne damit, dass ich dabei bin und habe keine anderen Signale von unserer Trainerin empfangen“, sagt Krahn, deren Kontakt zu Neid nie abriss. Einen Freibrief gibt die Trainerin ihrer Abwehrchefin nicht, doch ihr Platz ist reserviert: „Ich hoffe, dass Annike es schafft. Es sieht gut aus.“
Wenn möglich, will Krahn noch einige Minuten im Verein spielen. Allerdings endet die Liga-Saison schon am 13. März. Danach stehen noch die Viertelfinals in der Champions League (17./23. März) gegen Everton an. Unter Druck setzt sich Krahn nicht. „Man muss abwarten, ob das Knie reagiert und welche Vorstellungen der Trainer hat.“
Läuft alles weiter nach Plan, dürfte Krahn am 26. Juni im WM-Eröffnungsspiel in Berlin gegen Kanada auf dem Rasen stehen. Den Konkurrenzkampf fürchtet sie nicht. „Wenn ich dabei bin, will ich auch spielen“, sagt sie - und lässt keinen Zweifel, was am Ende herauskommen soll: „Als Welt- und Europameister kann man nicht sagen: Wir wollen Dritter werden. Unser Ziel ist ganz klar der WM-Titel.“