Meister Potsdam verpasst CL-Finale gegen Frankfurt
Babelsberg (dpa) - Frauenfußball-Meister 1. FFC Turbine Potsdam hat ein deutsches Finale in der Champions League verpasst. Der Champion von 2010 konnte die bittere 1:5-Hinspielklatsche gegen Titelverteidiger Olympique Lyon nicht mehr wettmachen.
Durch das 0:0 im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion scheiterte der Bundesliga-Spitzenreiter zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte der Frauen-Königsklasse vorzeitig. „Man sieht: diese Mannschaft ist in Europa führend“, erkannte Potsdams Coach Bernd Schröder neidlos an.
Erzrivale 1. FFC Frankfurt hatte die Endspielteilnahme in München durch einen erneuten Sieg über den FC Arsenal klargemacht und sicherte sich erstmals das Finalticket. Nach dem 2:1 in London setzte sich der dreimalige UEFA-Pokal-Gewinner daheim gegen den englischen Serienmeister mit 2:0 durch. Damit trifft das Team von Trainer Sven Kahlert am 17. Mai - zwei Tage vor dem Finale der Männer - in der Allianz-Arena auf Lyon. „Das war der Durchbruch auf dem Weg zurück auf der Erfolgsstraße“, sagte FFC-Manager Siegfried Dietrich nach dem erneuten „Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte“. Die Treffer erzielten Dzsenifer Marozsan (60. Minute) und Jessica Landström (85.).
Mindestens vier Tore hätten die Potsdamerinnen gebraucht, nachdem sie eine Woche zuvor im Regen von Lyon buchstäblich untergegangen waren. Nach einer Posse um den Rasen im Babelsberger Stadion war sich der Bundesliga-Spitzenreiter der Ernst der Lage mehr als gewiss. „Wir wollen unser Gesicht zurückgewinnen“, hatte Coach Bernd Schröder gefordert. Allerdings wäre die ohnehin minimale Hoffnung fast schon nach 50 Sekunden komplett dahin gewesen, als Elodie Thomis ungestört von der Mittellinie durch die Potsdamer Defensive marschieren und abziehen konnte - ihr Schuss verfehlte aber deutlich das Turbine-Tor.
Das Bemühen um einen schnellen Treffer, um das Unmögliche doch noch möglich zu machen, war den Potsdamerinnen anzusehen. In der 10. Minute scheiterte Patricia Hanebeck an Lyons Keeperin Sarah Bouhaddi. Japans Weltmeister Yuki Nagasato vergab drei Minuten später. Dem Willen der Turbine-Mannschaft setzte Lyon aber auch noch feinstes Kombinationspotenzial entgegen und tauchte bei Kontern öfters brandgefährlich vor dem Tor von Alyssa Naeher auf.
Nach zwei ausgelassenen Großchancen kurz nach dem Wiederanpfiff konnten die Gastgeberinnen auch eine halbstündige numerische Überlegenheit nach einer Gelb-Roten Karte gegen Thomis nicht nutzen. Die überragende Offensivkraft wird Lyon im Finale fehlen. „Wir fahren dennoch nach München, um Frankfurt zu schlagen. Auch wenn es eine starke Mannschaft ist“, kündigte Olympique-Trainer Patrice Lair an.
Im Gegensatz zu den Frankfurterinnen versäumten es die Turbinen damit auch, die Kasse weiter aufzubessern. Mit dem Erreichen des Finals sind den Hessinnen 200 000 Euro sicher. Weitere 50 000 Euros könnten beim Titelgewinn hinzukommen. „Jetzt zahlen wir zurück“, sagte Coach Kahlert, nachdem die Vereinsführung dem Frankfurter Trainerteam vor ein paar Monaten nach einigen Niederlagen das Vertrauen ausgesprochen hatte.