Neid: Turnier hat mich noch zehn Jahre jünger gemacht
Solna (dpa) - Fragen an Bundestrainerin Silvia Neid nach dem 1:0-Finalsieg gegen Norwegen bei der Fußball-Europameisterschaft in Schweden.
Frage: Was bedeutet Ihnen der achte EM-Titel?
Neid: Es ist ein tolles Gefühl, vor allem, weil viele nicht daran geglaubt haben, so wie wir ins Turnier gestartet sind. Ich bin richtig froh und glücklich, dass wir das geschafft haben mit so einer jungen Truppe, die einfach Spaß macht.
Sie haben den holprigen Turnierstart in der Vorrunde schon erwähnt. Was brachte die Wende?
Neid: Das Schlüsselspiel war das Viertelfinale gegen Italien. Unser Präsident Wolfgang Niersbach und fast das gesamte Präsidium sind zu dem wichtigen Spiel angereist und gaben uns volle Unterstützung. Das hat uns nochmal Selbstvertrauen gegeben. Wir wussten ja, dass wir es können und haben uns in das Turnier reingebissen. Danach haben wir auch im Halbfinale gegen Schweden und jetzt im Endspiel richtig gut gespielt.
Sie haben erzählt, dass Torhüterin Nadine Angerer im Winter sechs Kilo abgenommen hat. War das die Basis für ihre überragende Turnierleistung?
Neid: Ich hatte im vergangenen November ein gutes Gespräch mit Natze. Wir haben erkannt: Die Fitness ist das A und O. Im Februar hat sie mir dann eine SMS geschickt und geschrieben, dass sie sechs Kilo abgenommen hat. Ich habe sie aber nicht selbst gewogen. Danach kam sie immer stärker in Form. Ihre Handlungsschnelligkeit und Sprungkraft wurden immer besser.
Und dann hält Angerer, die nur ein Gegentor im Turnier kassierte, im Finale zwei Elfmeter...
Neid:Das ist der verdiente Lohn und war wichtig für die ganze Mannschaft. Das war wieder die Natze in der Form der WM 2007.
Wie fühlen Sie sich jetzt nach der intensiven Vorbereitung und dem anstrengenden Turnier?
Neid:Im Moment fühle ich mich richtig, richtig gut. Das Turnier hat mich noch um zehn Jahre jünger gemacht. Weil die Arbeit mit den vielen jungen und frischen Spielerinnen großen Spaß macht. Das ist eine richtig tolle Truppe, die immer mehr zusammengewachsen ist und einen außergewöhnlichen Teamgeist entwickelt hat. Der kommt von innen, vom Herzen heraus. Das sind alles tolle Menschen. Auch das Team hinter dem Team sollte man nicht vergessen.
Apropos jung. Viele Spielerinnen wie Sara Däbritz, Lena Lotzen, Jennifer Cramer, Leonie Maier, Melanie Leupolz oder Dzsenifer Marozsan sind noch unter 23. Das lässt doch für die Zukunft und die WM in zwei Jahren in Kanada viel erwarten, oder?
Neid:Die Jungen haben sich unheimlich gut entwickelt. Und es waren wegen Verletzungen einige Spielerinnen hier nicht dabei. Sie kommen hoffentlich gesund und gestärkt zurück. Das ist für uns Trainerinnen doch super, weil wir dann noch mehr Alternativen haben. Man weiß ja, wie schnell sich jemand verletzten kann. Aber um die Zukunft müssen wir uns keine Sorgen machen.