Neues Traumfinale im deutsche Frauenfußball

Köln (dpa) - Es ist das neue Traumfinale im deutschen Frauen-Fußball: VfL Wolfsburg gegen Turbine Potsdam, aufstrebender Meister kontra hartnäckiger Vizemeister, Champions-League-Finalist gegen dreimaliger Pokalsieger.

„Beide Mannschaften haben eine große Verpflichtung. Wir repräsentieren den Zuschauern das Niveau der Frauen-Bundesliga“, erklärte der Potsdamer Trainer-Oldie Bernd Schröder vor dem DFB-Pokalfinale am Pfingstsonntag in Köln. Wieder einmal aber ist es auch ein Schröder-Finale.

Bislang sind für das Endspiel der beiden besten deutschen Teams allerdings erst 12 000 Karten verkauft worden. „Ich habe im Dom drei Kerzen angezündet, damit wir auf 15 000 plus kommen“, sagte Pokal-Botschafter Toni Schumacher am Freitag in Köln.

Schröders Team kann mit Turbine den vierten nationalen Cup-Triumph nach 2004, 2005 und 2006 perfekt machen. Und der 70-jährige hat dafür einen klaren Matchplan. „Wir wollen Druck auf die Wolfsburger Deckung entwickeln. Wenn wir ständig hinten rumspielen, frieren sich unsere Angreiferinnen den Hintern ab“, gab sich Mister Frauenfußball angriffslustig. Sechs DDR-Meistertitel, Auswahlcoach beim einzigen Länderspiel der DDR, sechsmal deutscher Meister, UEFA-Cup-Sieger, Champions-League-Gewinner - Schröders Bilanz ist beeindruckend.

Dass Schröders Führungsstil nicht unumstritten ist, wissen alle Protagonisten. Doch der Respekt ist groß für den Mann, der seit März 1971 dabei ist, als in der damaligen Betriebssportgemeinschaft Turbine Potsdam die Abteilung Frauenfußball gegründet worden war. „Es ist schon erstaunlich, wie es Trainer Bernd Schröder nach den Abgängen im Sommer wieder geschafft hat, ein Topteam zu formen“, sagte die Wolfsburger Meisterspielerin Nadine Keßler, die von 2009 bis 2011 unter Schröder bei Turbine gekickt hatte.

Zwar stahlen die Wolfsburgerinnen in dieser Saison mit der Meisterschaft und dem Einzug ins europäische Finale gegen Lyon dem Fuchs Schröder die Show. Doch am letzten Bundesliga-Spieltag retteten die Potsdamerinnen noch Platz zwei und damit für die neue Saison die Champions-League-Teilnahme. Mit dem Pokalsieg bekäme Turbine das Happyend. „Wir wollen das Prestigeduell in Köln gewinnen“, unterstrich Schröder. Die Siegprämie von 104 500 Euro gäbe es dazu.

Für den VfL wäre der Pokalsieg Teil zwei auf der sensationellen Triple-Jagd. Trainer Ralf Kellermann - der 44-Jährige ehemalige Torwart war aus der Scouting-Abteilung des Clubs zum Frauen-Coach befördert worden - aber nimmt jeden Druck von der Mannschaft. „Die Meisterschaft war der wichtigste Titel. Die Mannschaft ist topfit und wird ihre beste Saisonleistung abrufen. Die Stimmung in Köln wird uns keinesfalls hemmen, sondern eher beflügeln“, sagte der Coach.

„Die letzten Wochen waren nicht einfach, um in allen drei Wettbewerben voll da zu sein“, meinte Wolfsburgs Spielführerin Nadine Keßler. „Ich erwarte einen emotionalen und körperbetonten Pokalfight“, sagte Kellermann.

Es wird ein Duell auf Augenhöhe. In dieser Bundesliga-Saison hatte der VfL in Wolfsburg 2:1 gewonnen, das Rückspiel in Potsdam war mit 2:0 an Turbine gegangen. Die besten Offensiv- treffen auf die besten Abwehrreihen der Liga. Wolfsburg markierte 71 Treffer, Potsdam 70. „Es ist wichtig, dass die Mannschaft den VfL Wolfsburg repräsentiert und wir als ein Verein wahrgenommen werden, der in der Lage ist, solche Spitzenleistungen zu erreichen“, erklärte Thomas Röttgermann, Geschäftsführer Frauenfußball. Wolfsburgs Männer haben das in dieser Saison nicht geschafft.