Rennes Fußball-Frauen begeistern die Fans

Rennes · Das Interesse an der WM in Frankreich ist gewaltig. Aber hält der Hype an? Und warum sind die Prämien für Männer höher?

 Giulia Gwinn ist eines der neuen Gesichter im Team der deutschen Nationalmannschaft, die nach dem Spiel ein Selfie mit Fans macht.

Giulia Gwinn ist eines der neuen Gesichter im Team der deutschen Nationalmannschaft, die nach dem Spiel ein Selfie mit Fans macht.

Foto: dpa/Xu Zijian

Sehr gute Einschaltquoten, hohe Medienpräsenz, interessante Themen, besondere Typen und frische Gesichter – die Frauenfußball-WM in Frankreich sorgt derzeit auf vielen Ebenen für positive Schlagzeilen. Mit ihren sportlichen Leistungen und den ungekünselten Auftritten auf dem Platz ziehen die Spielerinnen die Fans in den Bann. Doch wie lange hält der Hype, wie nachhaltig kann der Aufschwung werden?

Wie tragen die Medien zur Präsenz der WM und zum Aufschwung bei?

In unterschiedlicher Weise. Die Verantwortlichen von ARD und ZDF freuen sich über Millionen-Zuschauerzahlen bei den Übertragungen der Spiele. Die ARD glaubt aber nicht an einen anhaltenden Boom nach dem Turnier. „Das ist ja kein neues Phänomen, das kennen wir auch von anderen Sportarten“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky: „Das heißt nicht, dass das ein jetzt Durchbruch für den Frauen-Fußball ist.“ Auch beim Turnier vor vier Jahren in Kanada oder der Heim-WM 2011 erzielten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender Top-Quoten bei deutschen Spielen. Dadurch stieg aber anschließend nicht das Interesse an der Bundesliga. „Nur bei großen Turnieren schauen mehrere Millionen zu, das ist vergleichbar mit Handball“, meinte der ARD-Sportchef.

Gab es einen vergleichbaren Hype? Und wer profitierte davon?

Ja, in abgeschwächter Form. Als die DFB-Elf 2003 in den USA ihren ersten WM-Titel holte, wuchs die Aufmerksamkeit in der Heimat von Runde zu Runde. Beim Final-Sieg gegen Schweden gab es gute TV-Quoten. Die WM-Erfolge sorgten dafür, dass die Anmeldezahlen der Mädchen in den Vereinen merklich anstiegen. Die aktuellen Spielerinnen entstammen der Generation, die nach 2003 und 2007 mit dem Fußball aktiv begonnen hat.

Warum blieb nach der Heim-WM 2011 der erhoffte dauerhaften Boom aus?

Das lag vor allem am schwachen sportlichen Abschneiden mit dem frühen Viertelfinal-Aus. Der DFB startete vorher eine großangelegte öffentliche Kampagne, wollte den Durchbruch erzwingen. Nach dem Motto: Wer soll uns daheim schlagen? Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid hatte das Potenzial, den dritten Stern zu holen, aber die Spielerinnen zerbrachen am geschürten Druck.

Was können die Spielerinnen beitragen, damit der Boom anhält?

So gut spielen und so weit kommen, wie es geht. Auch das authentische Auftreten auf und neben dem Platz trägt dazu bei, dass die Popularität steigt. Damit sind sie interessanter für potenzielle Zuschauer, Sponsoren und Medien. Zudem haben die jungen Spielerinnen den Vorteil, dass sie soziale Medien wie Twitter, Facebook und vor allem Instagram reichlich nutzen.

Wie groß sind die Unterschiede bei den Prämien?

Sehr groß. Sollten die deutschen Frauen in Frankreich Weltmeister werden, gibt es pro Kopf vom Deutschen Fußball Bund (DFB) 75 000 Euro. Das wären allerdings 275 000 Euro weniger, als die Männer für den Titel im vergangenen Jahr in Russland bekommen hätten. „Man kann nur Gleiches gleich behandeln“, lautet die Begründung für das Gefälle von DFB-Interimspräsident Rainer Koch. Konkret: Geringere TV-Quoten bedeuten geringere TV-Einnahmen.

Was haben die Frauen 1989 für den Gewinn der EM bekommen?

Tatsächlich das Kaffee-Service „Mariposa“ mit blauen und roten Blüten auf weißem Porzellan von Villeroy & Boch. Ein Jahr später bekamen Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann & Co. für den WM-Titel in Italien vom DFB umgerechnet 64 100 Euro pro Kopf.

Gibt es im Sport auch Gleichberechtigung bei den Prämien?

Ja, gibt es. Beim Tennis zum Beispiel. Bei den vier Grand-Slam-Turnieren werden für Damen und Herren die gleichen Preisgelder ausgeschüttet. In Wimbledon etwa kassieren die Einzelsieger in diesem Jahr 2,5 Millionen Euro. Auch im Biathlon oder der Leichtathletik herrscht Gleichberechtigung. 15 000 Euro gab es bei den Skijägern im vergangenen Winter für jeden Sieg im Weltcup, 25 000 Euro für einen WM-Titel – egal ob für einen Mann oder eine Frau. In der Leichtathletik gibt es vom Weltverband für einen Weltmeister-Titel 60 000 US-Dollar, Weltrekorde sind gar 100 000 US-Dollar wert.