Frauen-EM Schweden will Deutschland-Fluch besiegen
Breda (dpa) - Wenn Schwedens Fußballerinnen über die deutsche Nationalelf sprechen, verfinstern sich die sonst fröhlichen Mienen. Aus gutem Grund. Einen größeren Angstgegner als die DFB-Auswahl gibt es für das Drei-Kronen-Team nicht.
„Wir haben schon häufig gegeneinander gespielt. Leider haben wir immer verloren, auch wenn es meistens knappe Spiele waren“, gesteht Topstürmerin Lotta Schelin. Doch die 33-Jährige, die beim schwedischen Rekordmeister FC Rosengård aus Malmö zusammen mit DFB-Angreiferin Anja Mittag spielt, gibt die Hoffnung auf einen Sieg über Deutschland nicht auf. „Wir wollen die Dämonen vertreiben“, sagt Schelin dem ZDF mit Bezug auf die verheerende Pflichtspiel-Bilanz gegen den Dauerrivalen.
In der Tat scheint ein Fluch auf den schwedischen Bemühungen zu liegen, Deutschland endlich einmal in einem wichtigen Turnierspiel zu bezwingen. 13 Mal traf man sich zum Duell bei Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen. Das bis dato letzte Spiel im Olympia-Finale von Rio de Janeiro (1:2) vor elf Monaten ging ebenso verloren wie zehn weitere Partien. Darunter auch zwei EM-Endspiele, 1995 in Kaiserslautern (2:3) und 2001 in Ulm (0:1 nach Golden Goal), das WM-Finale 2003 in den USA (1:2 n.GG.) und das bittere Halfinal-Aus bei der Heim-EM vor vier Jahren (0:1).
Es ist wie verhext. „Irgendwann muss Deutschland verlieren. Wir sind einfach dran mit einem Sieg gegen sie, und sie sind dran mit einer Niederlage“, erklärt Trainerlegende Pia Sundhage fast verzweifelt. Die 57-Jährige macht sich und den Spielerinnen auf diese Weise Mut vor dem EM-Auftakt am Montag (20.45 Uhr) in Breda. Sundhage betont: „Wir sind gut vorbereitet und haben darüber nachgedacht, wie wir die Deutschen schlagen können.“
Zwar gewannen die Schwedinnen ihr EM-Generalprobe vor einer Woche mit 1:0 gegen Mexiko, doch der Auftritt im letzten Test war wenig erbaulich. Allein Torhüterin Hedvig Lindahl überzeugte, der Rest schien nach anstrengender Vorbereitung ausgelaugt. Sundhages Fazit fiel daher nicht besonders positiv aus: „Ich war mit unserem Passspiel nicht zufrieden. Die gesamte Mannschaft muss sich in den Niederlanden steigern.“
Gleichwohl gibt Sundhage, die nach der EURO das Zepter an Peter Gerhardsson weiterreicht, weiterhin trotzig den Titel als Ziel aus. Womöglich erhält das routinierte Team um Rekordschützin Schelin (86 Tore/180 Länderspiele), Caroline Seger (171 Länderspiele), Nilla Fischer vom VfL Wolfsburg (160), Lisa Dahlquist (130) und Lindahl (127) einen Extraportion Motivation durch ihren EM-Song.
„Hjärtan av Guld“ (Herzen aus Gold) heißt der Titel von Albin Johnsén, der die Gold-Mission musikalisch vorantreiben soll. „Ich habe eine Gänsehaut bekommen, als ich den Song erstmals gehört habe. Er ging direkt ins Herz“, sagt Mittelfeldspielerin Kosovare Asllani von Manchester City.
Sundhage, seit 35 Jahren im EM-Geschäft und 2012 Welttrainerin, gehört zu den erfolgreichsten ihrer Zunft. Das US-Team führte sie zu zwei Olympia-Goldmedaillen und WM-Silber. Mit dem EM-Triumph könnte Sundhage ihre außergewöhnlich Karriere als Spielerin und Trainerin krönen. Doch dann muss der Deutschland-Fluch besiegt werden.