Start des WM-Castings: Frankreich als erster Prüfstein
Offenbach (dpa) - Bis zur Fußball-WM 2015 sind es noch acht Monate, doch für die deutschen Nationalspielerinnen beginnt schon jetzt der Kampf um die Kaderplätze.
Das Länderspiel der DFB-Frauen am Samstag (14.00 Uhr) in Offenbach gegen Frankreich gilt als erste wichtige Etappe auf dem langen Weg nach Kanada, wo die Deutschlands beste Fußballerinnen im kommenden Sommer (6. Juni bis 5. Juli) den schlechten Eindruck der missratenen Heim-WM 2011 endgültig auslöschen wollen. Für den achtmaligen Europameister gibt es dort nur ein Ziel: den dritten WM-Titel nach 2003 und 2007.
Die „Equipe de France de football feminin“ kommt der Elf von Bundestrainerin Silvia Neid nach dem souveränen Durchmarsch durch die WM-Qualifikation gerade recht. Testen gegen die Besten lautet das Motto ab sofort: „Wir wollen die Zeit nutzen, um möglichst viele Spielerinnen zu sehen, uns einzuspielen und im Training viele Dinge zu erarbeiten“, sagte Neid am Freitag. „Für alle Spielerinnen ist es wichtig, dass sie möglichst oft bei uns sind und alles mitbekommen.“ Frankreich gehört für die 50-Jährige zu den „weltbesten Mannschaften mit zahlreichen technisch sehr versierten Spielerinnen. Solche Spieler brauchen wir, um uns mit starken Gegnern zu messen. Nur so kann man sich weiterentwickeln.“ Auch Melanie Behringer betonte: „Danach wissen wir, wo wir momentan stehen.“
Nicht nur Stürmerin Celia Sasic hat eine ganz besondere Beziehung zu Frankreich. Ihre Mutter ist Französin, ihr Vater stammt aus Kamerun. Jeden Jahr versucht die DFB-Torjägerin einige Wochen beim französischen Teil ihrer Familie in Brive-la-Gaillarde im Südwesten des Landes zu verbringen. „Dort genieße ich die Zeit, stundenlang mit meiner Familie beim Essen zusammenzusitzen und nicht in einer halben Stunde den Teller leeren zu müssen“, sagt die Stürmerin des 1. FFC Frankfurt, die bis zur Hochzeit mit Marko Sasic - Sohn von Fußballtrainer Milan Sasic - Okoyino da Mbabi hieß.
Längst gehören die Französinnen im internationalen Frauenfußball zu den Topnationen, auch wenn der ganz große Coup und ein Titel noch fehlen. Bei der WM 2011 wurde die Grande Nation bereits Vierter. Und im Champions-League-Sieger von 2011 Olympique Lyon sowie Paris St. Germain gibt es zwei absolute europäische Spitzenclubs.
Apropos Paris: Im deutschen Team stehen gleich drei Akteurinnen, die bei St. Germain ihr Geld verdienen, nämlich Dribbelkünstlerin Fatmire „Lira“ Alushi und die Defensivspezialistinnen Annike Krahn und Josephine Henning. Während Krahn schon im dritten Jahr für den Hauptstadtclub spielt, wechselten Henning und Alushi (früher Bajramaj) vor dieser Saison nach Paris. Auch für dieses Trio ist die Partie gegen die „Equipe Tricolore“ mehr als ein normales Spiel: „Ich will auf keinen Fall mit einer Niederlage nach Paris zurückkehren“, betont Alushi, die sich an der Seine pudelwohl fühlt und den Schritt von Frankfurt ins Ausland nicht bereut hat. „Ich brauchte eine neue Herausforderung. Paris tut mir gut.“
Auch die in Bochum geborene Krahn ist am Bieberer Berg, wo die DFB-Elf zu Ehren des vor einer Woche verstorbenen ersten Frauen-Bundestrainers Gero Bisanz mit Trauerflor antritt, gegen die Kickerinnen aus ihrer Wahlheimat besonders motiviert. Die Innenverteidigerin versorgt ihre Trainerin natürlich mit wertvollen Tipps und erwartet ein sehr interessantes Duell: „Das wird nicht nur für uns, sondern auch für die Fans ein richtig gutes Spiel.“