Steffi Jones' Karriere: „Nicht alle zugetraut“
Frankfurt/Main (dpa) - Steffi Jones ist das Gesicht der Frauenfußball-WM. Nicht alle hatten der Ex-Nationalspielerin so eine Karriere zugetraut. Nach dem Turnier im Sommer 2011 soll sie die einst belächelte, inzwischen längst populäre Sportart weiter voranbringen - als DFB-Direktorin.
Rüdiger Grube rutsche beim PR-Termin am Frankfurter Hauptbahnhof auf glattem Untergrund aus, doch Steffi Jones ergriff schnell den Arm des Bahnchefs. Zuvor hatte sie Grube umarmt, als der Sonder-ICE im Design der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 einfuhr. Zupackend, locker und souverän: So hat sich die Präsidentin des WM-Organisationskomitees einen Namen gemacht - und ist längst zu einem bekannten Gesicht ihrer Sportart geworden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich die Dienste von Jones über das Turnier hinaus gesichert.
Von der Präsidentin zur Direktorin - „das ist ein Aufstieg, klar“, sagte die 37-Jährige. Am 17. Juli steigt in ihrer Heimatstadt Frankfurt das WM-Endspiel, vom 1. September an wird sie Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball beim größten Sportfachverband der Welt. „Ich glaube, so etwas gibt es nirgendwo anders auf der Welt“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Über eine Million weibliche Kicker hat der DFB inzwischen.
Für Steffi Jones wird es ein Wechsel von Repräsentationsaufgaben hin zum operativen Geschäft. „Es ist eine richtig große Ehre und eine Wahnsinns-Verantwortung“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. „Und da kann man wieder viel dazulernen.“
Das hat sie schon seit ihrem Amtsantritt im Januar 2008 getan. Steffi Jones, Tochter eines US-Soldaten und einer Deutschen, wuchs unter schwierigen Verhältnissen im Frankfurter Problemviertel Bonames auf. Sie kämpfte sich im Fußball bis in die Nationalmannschaft, war 2003 Weltmeisterin, auch wenn sie im Finale wegen eines Kreuzbandrisses draußen saß, dreimal Europameisterin und zweimal Olympia-Dritte. Ihren Lebensweg hat die 111-fache Nationalspielerin im Buch „Der Kick des Lebens“ beschrieben.
Mit der Aufgabe im Vorfeld der Frauen-WM begann ein neues Kapitel. „Das war und ist ein Lebensabschnitt, der einen prägt“, sagte Jones. Wie selbstverständlich die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau heute im Fernsehen auftritt, wie sie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) oder anderen Prominenten plaudert, oder wie sie Reden auf Englisch hält, darüber staunen viele. „Als ich etwa ein Jahr beim DFB war, da kamen ein paar Mitarbeiter und sagten mir: Sie hätten nicht gedacht, dass ich das so packe, aber dass ich einen tollen Job machen würde“, erzählte Steffi Jones.
Heute könne sie kaum noch rausgehen, „ohne dass die Leute wissen, dass ich was mit Fußball zu tun habe. Viele sprechen mich an. Oft wissen sie, dass ich OK-Chefin bin, denken aber komischerweise, dass ich nebenher auch noch spiele.“ Dabei hat sie ihre Karriere beim 1. FFC Frankfurt längst beendet. Mit Joggen hält sie sich fit, kicken ist gerade zu riskant: Eine Verletzung so kurz vor der WM kann sie sich nicht leisten.
Zumal im Dezember ihre Weltreise startet, zuerst nach Australien und Neuseeland. Steffi Jones wird alle Länder der WM-Teilnehmer besuchen. So wie es Franz Beckenbauer 2006 getan hat. „Zu den meisten Spielen bei der WM werde ich dann mit dem Zug anreisen, nicht mit dem Hubschrauber“, ließ sie am Montag Bahnchef Grube wissen. Da war sie wieder ganz die PR-Frau.