Stürmerin Grings beendet DFB-Karriere
Düsseldorf (dpa) - Der Zeitpunkt ist überraschend, aber klug und richtig gewählt: Stürmerin Inka Grings beendet ihre Karriere in der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft, ehe sie womöglich im Sande verläuft.
Die 33 Jahre alte zweimalige Europameisterin (2005, 2009) bestritt 96 Länderspiele und erzielte 64 Tore. „Ich habe das Gefühl, jetzt ist der richtige Zeitpunkt“, erklärte Grings, die im Vorjahr vom Bundesligisten FCR Duisburg zum Schweizer Meister FC Zürich gewechselt war, am Montag auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bunds (DFB).
Zuletzt stand die in ihrer Laufbahn von vielen Verletzungen und Rückschlägen geplagte Grings nicht mehr im Kader der DFB-Elf, die bei der EM in Schweden 2013 ohne die Top-Angreiferin auskommen muss. Bundestrainerin Silvia Neid bedauert den Rückzug der „charismatischen Spielerin“, hatte ihr aber wohl keine große Zukunftsperspektive beim Neuaufbau des Teams mehr bieten können. Grings habe als „Leistungsträgerin und Führungspersönlichkeit“ aber große Anerkennung innerhalb der Nationalelf genossen, beteuerte Neid. „Gerade für junge Spielerinnen war sie oft mehr als nur eine Ansprechpartnerin. Talente wie Alex Popp sehen in ihr so etwas wie eine Mentorin.“
Für die gebürtige Düsseldorferin, die zuletzt von Achillessehnenproblemen geplagt wurde, ist die Zeit für den Rücktritt gekommen. Nach der verpatzten Heim-Weltmeisterschaft im Vorjahr wollte sie zunächst die Entwicklung abwarten. „Ich hatte mit Silvia Neid vereinbart, mich für die Qualifikation zur EURO 2013 zur Verfügung zu stellen. Danach wollten wir schauen, wie es weitergeht. Wegen meiner Verletzung konnte ich zwar nicht so helfen wie erhofft, aber die jungen Spielerinnen sind in die Bresche gesprungen und haben das wunderbar gemacht. Deshalb kann ich ihnen jetzt beruhigt das Feld überlassen“, betonte Grings nun.
Die Karriere der Technikerin mit dem eingebauten Torinstinkt verlief alles andere als geradlinig: Auch weil sie stets offen ihre Meinung sagte, machte Grings sich nicht nur Freunde. Für dicke Schlagzeilen in der Boulevardpresse sorgte sie vor Jahren durch ihre Beziehungen zu Teamkollegin Linda Bresonik und Fußball-Trainer Holger Fach, der später auch mit Bresonik zusammen war.
Auch beim FCR Duisburg, mit dem sie 2000 deutscher Meister wurde und 2009 den UEFA-Cup gewann, eckte die vielfache Torschützenkönigin an. Als ihr Trainer Dietmar Herhaus 2006 die Kapitänsbinde abnahm und sie sogar suspendierte, legte Grings es auf einen Machtkampf an - und ging daraus als Siegerin hervor: Der FCR trennte sich vom Chefcoach.
Ihre lange Laufbahn im DFB-Dress war ebenfalls von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Zwar gewann Grings bei Olympia 2000 in Sydney mit dem deutschen Team Bronze, verpasste aber ausgerechnet die Weltmeisterschaften 2003 und 2007, bei denen Deutschland triumphierte. Vor den Spielen in Peking warf Neid sie aus dem Kader, weil Grings Termine nicht einhielt. Nach einer Aussprache und langer Abstinenz wurde Grings vor der EM 2009 begnadigt und hatte großen Anteil am Sieg in Finnland. Auch wenn ihr der große internationale Titel verwährt blieb, blickt Grings „stolz und glücklich“ auf ihre Karriere zurück: „Es war immer mein Traum und Ziel, in der Nationalmannschaft zu spielen. Es war eine wunderschöne Zeit.“