Grindel mahnt Titel-Duell zwischen Wolfsburg und Bayern erwartet
Düsseldorf (dpa) - Die Bundesliga ist nach einhelliger Experten-Meinung die stärkste Frauenfußball-Liga, zumindest in Europa. Gleichwohl führen die Protagonisten seit Jahren einen fast verzweifelten Kampf um die Gunst der Zuschauer.
Dabei steht die öffentliche Beliebtheit des Frauenfußballs längst außer Frage. Umfragen zufolge interessiert sich jeder vierte Sport-Fan in Deutschland für die Bundesliga der Frauen.
Das ergibt ein Millionen-Potenzial an Besuchern für die zwölf Erstligaclubs, steht aber noch immer in krassem Widerspruch zur Realität an den Stadiontoren. Denn die Zuschauerzahlen waren nach Jahren der positiven Entwicklung zuletzt sogar stark rückläufig. Zu den 132 Spielen der abgelaufenen Saison 2016/2017 kamen insgesamt 110 642 Besucher (838 im Schnitt). In der Saison 2015/2016 brachten es die Clubs immerhin auf einen Durchschnittsbesuch von 1076. Das frühe EM-Aus der DFB-Elf in den Niederlanden war sicher keine Hilfe, das Interesse zu steigern.
Dass es in anderen Sportarten noch düsterer aussieht, ist ein schwacher Trost. Zuletzt wurden die Klagen immer lauter, dass der Männer-Profifußball mit seiner gigantischen Wirtschaftskraft alles an den Rand drängt.
Der Deutsche Fußball-Bund unternimmt vor allem seit dem Gewinn des ersten WM-Titels der DFB-Elf 2003 große Anstrengungen, die Beliebtheit der Nationalelf für die Entwicklung die Liga zu nutzen. Sie bekam einen finanzstarken Hauptsponsor (Allianz), ein eigenes Logo, Werbepartner. Und für die an diesem Wochenende beginnende Spielzeit wurden im TV-Sender Sport1 sowie in Telekom Sport zwei weitere Partner gewonnen, die alle Bundesliga-Spiele live übertragen.
„Das zeigt, dass die Liga attraktiv ist. Es ist wichtig, dass wir auf allen Übertragungswegen starke Partner haben“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel bei der Saison-Eröffnungsveranstaltung Anfang der Woche. Er hofft, „dass das Zuschauer-Interesse höher ist als vergangene Saison“. Grindel mahnte eindringlich: „Wir dürfen uns nicht ausruhen, nicht stehen bleiben. Wir müssen uns weiter anstrengen. Das ist auch für die Vereine eine Herausforderung.“
Für Spielerinnen weltweit ist die Bundesliga weiterhin ein attraktives Ziel. Schwedens Nationalspielerin Nilla Fischer vom VfL Wolfsburg findet: „Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt. Viele Spielerinnen in Europa wollen gerne hier spielen.“ Mehr als 80 Akteurinnen aus 30 Nationen tummeln sich in der Bundesliga. Aber auch dem DFB ist nicht entgangen, dass die Konkurrenz nicht schläft. „England und Spanien holen auf. Dort wird viel in den Frauenfußball investiert“, sagt Grindel.
Zwar gibt es in Titelverteidiger VfL Wolfsburg und Bayern München zwei herausragende Teams, die die Meisterschaft vermutlich wieder unter sich ausmachen. Doch Ex-Meister Turbine Potsdam, der SC Freiburg, der einstige Branchenführer 1. FFC Frankfurt oder die SGS Essen, Pokalfinalist SC Sand oder 1899 Hoffenheim sind näher gerückt und üben Druck aus. „Wir wollen eine ausgeglichene Liga“, betonte Bundestrainerin Steffi Jones, „es wird ein spannender Titelkampf.“