Triple-Träume von Wolfsburgs Stürmerin Pohlers
Wolfsburg (dpa) - Bei Bundestrainerin Silvia Neid spielt Conny Pohlers keine Rolle mehr. Bei ihrem Club VfL Wolfsburg gilt die 34 Jahre alte Stürmerin als unverzichtbar.
„Conny hat eine eingebaute Torgarantie“, kommentierte VfL-Trainer Ralf Kellermann die Einigung mit der Ex-Nationalspielerin auf einen Vertrag bis 2014. Auch dank Pohlers Treffsicherheit sind Wolfsburgs Fußball-Frauen in dieser Saison Bundesliga-Tabellenführer, stehen im Endspiel des DFB-Pokals und kämpfen am Sonntag im Halbfinal-Hinspiel beim FC Arsenal um den Einzug in das Champions-League-Finale.
„Ein Remis mit Auswärtstor wäre eine tolle Grundlage fürs Rückspiel. Unsere Chancen sind 50:50“, sagte Pohlers vor der Partie in Borehamwood im Norden Londons. Sie wirkt ziemlich unaufgeregt. Dank ihrer Routine kann die Weltmeisterin von 2003 und Europameisterin von 2005 so schnell nichts aus der Ruhe bringen - schon gar nicht die Champions League. In der Königsklasse hat die dreimalige Bundesliga-Torschützenkönigin (2002, 2006, 2011) die Italienerin Patricia Panico als beste Torschützin abgelöst.
Pohlers stammt aus einer fußballbegeisterten Familie in Halle an der Saale. Papa Gerhard hat gekickt, Mama Bärbel war Stürmerin bei der BSG Chemie Buna Schkopau. 1994 begann ihre lange Karriere bei Turbine Potsdam. Nach kurzen Abstechern zu TuS Niederkirchen und in die US-Profiliga bei Atlanta Beat kam sie über den 1. FFC Frankfurt vor zwei Jahren zum VfL Wolfsburg. „Ich fühle mich richtig wohl. Ich mag die Menschen hier“, erklärte die ehemalige Soldatin und gelernte Erzieherin mit zusätzlichem Fernstudium in Sportmarketing.
Außerdem betreut Pohlers an 20 Stunden pro Woche Grundschüler im Wolfsburger Brennpunkt Westhagen. „Das ist ein guter Ausgleich zum Fußball“, meinte die Torjägerin. Mit 14 Liga-Treffern führt sie die interne VfL-Liste in der laufenden Saison an, insgesamt hat sie in ihrer Laufbahn 268 Bundesligatore erzielt und damit sogar Frankfurts Legende Birgit Prinz übertroffen. Nur die frühere Duisburgerin Inka Grings (314) war erfolgreicher, dennoch haftet Pohlers oftmals das Attribut Chancentod an.
Die DFB-Karriere glänzte nicht nur golden. Nach 67 Länderspielen und 28 Toren war mit dem 2:0 gegen Japan im Spiel um Olympia-Bronze 2008 in Peking Schluss. Danach herrschte Funkstille. „Ich hätte mir schon mal einen Anruf gewünscht, auch mit dem Ergebnis: wir planen nicht mehr mit dir“, berichtete Pohlers. Selbst beim Länderspiel im vorigen November in Halle wurde nur Vereinskollegin Martina Müller verabschiedet, nicht aber Pohlers. „Warum auch“, reagierte Bundestrainerin Neid frostig auf eine Frage der Lokalpresse.
Mit Potsdam und Frankfurt hat Pohlers bereits den UEFA-Frauenpokal als Vorläufer der Champions League gewonnen. Die Angreiferin traut ihrer Mannschaft in dieser Saison das Triple zu. Die Stimmung vor dem London-Trip ist bestens, zumal der 22-jährigen Alexandra Popp mit vier Toren beim 6:0 in Sindelfingen eine glänzende Generalprobe gelang. „Wir haben an Qualität zugelegt und können ein Spiel auch in der 90. Minute noch entscheiden“, sagte Pohlers.