Zwei Aborigines wollen Brasiliens WM-Zug stoppen
Moncton (dpa) - Neben Titelverteidiger Japan hat nur Brasilien die Vorrunde der Frauenfußball-WM in Kanada mit der Maximal-Ausbeute von drei Siegen und neun Punkten absolviert. Die Südamerikanerinnen haben als einzige von 24 Teams dabei kein Gegentor kassiert.
Im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica (1:0) konnte es sich Trainer Vadao sogar leisten, einige seiner Fußball-Stars wie Marta, Formiga und Cristiane auf der Bank gelassen, um sie für die K.o.-Runde zu schonen.
Im Achtelfinale am Sonntagabend in Moncton trifft die weibliche Seleção auf Außenseiter Australien. „Wir werden ihnen einen harten Kampf liefern“, verspricht Australiens Coach Alen Stajcic. Die Kickerinnen von Down Under sind nicht im Vorbeigehen zu besiegen. In der stärksten WM-Gruppe D mit den USA, Schweden und Nigeria belegten die „Matildas“ hinten den Amerikanerinnen Platz zwei - und schafften zum dritten Mal hintereinander nach 2007 und 2011 den Sprung in die erste Knockout-Runde. Damals war das jeweils das Viertelfinale.
Kein Wunder, dass die Australierinnen trotz des namhaften Kontrahenten vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. „Brasilien ist ein schwerer Gegner, aber ich bin voller Zuversicht, dass wir stark genug sind, Marta und Co. zu besiegen“, betonte Tameka Butt vor dem WM-Duell, das es 2007 in China im Viertelfinale schon gab. Damals unterlag Australien knapp mit 2:3.
Die 24 Jahre alte Butt spielt bei Brisbane Roar, bei dem Verein, für den DFB-Spielführerin Nadine Angerer zwei Spielzeiten das Tor hütete. Beide kennen sich schon aus ihrer gemeinsamer Zeit beim 1. FFC Frankfurt. Butt war es seinerzeit, die ihrer Teamkollegin zum Wechsel nach Brisbane riet.
Butts Optimismus hinsichtlich des Viertelfinal-Einzugs gründet sich auch auf zwei Aborigines im Team: Torhüterin Lydia Williams und Angreiferin Kyah Simon. Beide standen schon bei der WM 2011 in Deutschland im australischen Kader. Williams war damals noch die Nummer 2 hinter Melissa Barbieri, der sie inzwischen den Rang abgelaufen hat. Aktuell spielt die 27 Jahre alte Tochter eines Aborigines und einer amerikanischen Mutter bei Washington Spirit in der US-Profiliga NWSL.
Bereits im Alter von 16 Jahren wurde Kyah Simon A-Nationalspielerin, 2011 schoss die Stürmerin ihr Team mit zwei Toren zum 2:1-Sieg im Gruppenspiel gegen Norwegen ins Viertelfinale. Erholt von einem Kreuzbandriss im Knie kam die 23-Jährige gerade noch rechtzeitig in WM-Form. Jetzt will die selbstbewusste Angreiferin von Meister Sydney FC den Titeltraum der Brasilianerinnen beenden. Auch in Kanada war Simon am Einzug in die K.o.-Runde maßgeblich beteiligt: Beim 2:0 gegen Nigeria erzielte sie wiederum beide Treffer.
Simon stammt aus einer fußballbegeisterten Familie. Geboren und aufgewachsen in den Outbacks entwickelte sich Simon zu einem Vorbild für zielstrebige und erfolgreiche Aborigines im Sport. Dass sie die erste Ureinwohnerin Australiens war, die für ihr Land eine Länderspieltor erzielte, trug wesentlich zu ihrer Popularität bei.
Gemeinsam mit Williams engagiert sich Simon in zahlreichen Projekten, die helfen sollen, die Lebensbedingungen der Aborigines zu verbessern. Simons WM-Debüt vor vier Jahren wurden sogar im erfolgreichen und preisgekrönten Dokumentarfilm „No apologies“ festgehalten.