Spannendes Finale Im Elfmeterschießen: RB Leipzig gewinnt gegen den SC Freiburg und holt den DFB-Pokal

Berlin · Was für ein Pokal-Krimi. Das Endspiel in Berlin ist nicht hochklassig, aber bis zum Ende spannend. Der SC Freiburg hat eine Hand schon am goldenen Pott, muss dann aber doch ins Elfmeterschießen. Und dann jubelt RB Leipzig.

Die Spieler von RB Leipzig strecken am Samstag (21. Mai) den DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion in die Höhe. Gegen Freiburg gewannen die Sachsen mit 4:2 im Elfmeterschießen.

Foto: dpa/Tom Weller

Die Leipziger Pokalhelden stürmten jubelnd auf Torwart Péter Gulácsi zu und ließen sich dann von ihren Fans feiern, bei den Freiburgern flossen Tränen. Nach einem Final-Krimi feierte RB am Samstagabend den ersten großen Titel der jungen Vereinsgeschichte. Leipzig setzte sich im DFB-Pokal-Endspiel nach 0:1-Rückstand und in Unterzahl im Elfmeterschießen mit 4:2 (1:1, 1:1, 0:1) gegen die Breisgauer durch, deren Titeltraum im ausverkauften Berliner Olympiastadion jäh platzte.

„Es ist Wahnsinn“, sagte RB-Clubchef Oliver Mintzlaff in der ARD. „Dass es am Ende so geklappt hat, ist unfassbar. Das braucht sicherlich ein bisschen. Unsere Welt dreht sich ja so schnell.“ Er werde sich „die Zeit nehmen, diesen Erfolg zu genießen“.

Freiburgs Kapitän Christian Günter und Ermedin Demirović verschossen in der Entscheidung vom Punkt. Minuten nach dem Abpfiff standen die SC-Profis bei ihren Fans vor der Kurve, auch Trainer Christian Streich applaudierte nach einem denkwürdigen Pokalabend.

Maximilian Eggestein (19.) hatte den SC vor 74 322 Zuschauern zunächst in Führung gebracht, doch Christopher Nkunku (76.) rettete die Verlängerung für die Leipziger, die dann im dritten Anlauf den Finalsieg feierten. RB-Trainer Domenico Tedesco holte im Alter von 36 Jahren und 251 Tagen als jüngster Siegercoach seit Hans-Dieter Tippenhauer 1979 den goldenen Pott. Die Rote Karte gegen Marcel Halstenberg nach einer Notbremse (57.) blieb ohne Auswirkungen auf das Endergebnis.

Beide Fangruppen sorgten für beste Pokalstimmung. Die Tausenden Freiburger Anhänger waren am Nachmittag gemeinsam zum Stadion gezogen und eröffneten das Spiel mit einem großen Banner: „Einzigartiger Verein, so wie Du soll Fußball sein!“, stand groß in der Freiburger Ostkurve. Die Leipziger Entstehungsgeschichte mit Geldgeber Red Bull hatte insbesondere in dieser Woche wieder zu viel Kritik aus der aktiven Fanszene geführt.

Zu sehen gab es dann eine zerfahrene Anfangsphase. Eine Woche nach dem letzten Bundesliga-Spieltag war beiden Mannschaften die Final-Nervosität anzumerken. Emil Forsberg und Starspieler Nkunku prüften den Freiburger Torwart Mark Flekken erstmals in der 14. Minute. Streich, der gewohnt engagiert an der Seitenlinie coachte, setzte der Leipziger Offensivstärke eine Dreierkette entgegen.

Der Spielstatistik zufolge erlebte Streich sein 396. Pflichtspiel als SC-Trainer - für RB war es das 396. Spiel als Club im Profifußball. Zwei davon waren die Endspiel-Teilnahmen 2019 und 2021, erst war der FC Bayern München zu stark, dann Borussia Dortmund.

Und am Samstag legte der SC deutlich besser los: Nach einem langen Schlag von Vincenzo Grifo kam der Ball über Günter und Roland Sallai zu Eggestein, der von der Strafraumgrenze traf. Dass Sallai den Ball an die Hand bekam, bewertete Schiedsrichter Sascha Stegemann nach Einsatz des Videobeweises nicht als strafbar.

Die Leipziger reagierten wütend auf den Rückstand. Freiburgs Nico Schlotterbeck machte eine Fehlerkette in der SC-Abwehr wieder gut und rettete in höchster Not vor der Linie nach dem Abschluss von Nkunku (24.). Der Nationalspieler, vor der Partie von Bundestrainer Hansi Flick gelobt, war einer der auffälligsten Freiburger. Immer wieder animierte der 22-Jährige die Fans des Sport-Clubs.

Die Leipziger schafften es bis zur Halbzeitpause nicht mehr, den Bundesliga-Konkurrenten unter Druck zu setzen. Vom hochgelobten Powerplay war lange wenig zu sehen. Zwar erarbeiteten sich die Sachsen zu Beginn der zweiten Halbzeit mehr Spielanteile. Mit dem nächsten Abschluss von Nkunku hatte Flekken aber keine Probleme (50.). Und zudem leistete sich Halstenberg die Notbremse gegen Lucas Höler, die Stegemann mit Rot bestrafen musste. Der folgende Freistoß von Grifo ging nur knapp vorbei (59.).

Es lief kaum mehr etwas für RB, Tedesco reagierte mit einem Doppelwechsel. Dominik Szoboszlai und Nordi Mukiele kamen für Forsberg und André Silva in die Partie. Zu hören war von den Rängen vor allem: „Auf geht's Freiburg, schieß ein Tor!“ Das Streich-Team beruhigte das Spiel immer wieder geschickt, verpasste aber, das noch beruhigendere zweite Tor frühzeitig nachzulegen.

Das bestrafte Nkunku, dessen Tor für eine spannende Schlussphase sorgte. Es ging in die kräftezehrende Verlängerung, in der Ermedin Demirović gleich den Pfosten traf (92.). Beide Teams kamen zu Chancen: Leipzig durch Nkunku (102.), Freiburg durch den Pfostenschuss des eingewechselten Janik Haberer (104.), der zudem die Latte traf (115.). Leipzigs bereits ausgewechselter Kevin Kampl sah auf der Bank noch Gelb-Rot (118.).

Vor der Siegerehrung kam es am Spielfeldrand zu einem medizinischen Notfall. Ein Fotograf musste an der Seitenlinie von Rettungskräften behandelt werden. Braune Tücher wurden um ihn gespannt, um die Sicht zu blockieren. Die Pokalübergabe an die Leipziger wurde zunächst verzögert. Ein Krankenwagen fuhr ins Stadion und brachte dem Mann, nachdem dieser in einen stabilen Zustand gebracht wurde, schließlich in eine Klinik.

(dpa)