Kommentar Warum Favres Rückkehr für Gladbach so wichtig wäre

Meinung | Mönchengladbach · Es braucht Aufbruch in Mönchengladbach. In einem Neuanfang mit Lucien Favre läge Risiko, aber noch mehr Chance. Ein Kommentar.

Lucien Favre soll wieder die Fohlenelf trainieren.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Womöglich hat der zunächst so kritisch wahrgenommene Mönchengladbacher Sportdirektor Roland Virkus zu Beginn seiner Amtszeit viel mehr richtig gemacht, als man ihm zugetraut hätte. Er handelte eine friedvolle Trennung mit Trainer Adi Hütter aus, die ein Missverständnis beendet hat, an dem jeder fühlen konnte: Hütter und Gladbach – das passte nie wirklich. Das lag zu einem guten Teil auch daran, dass Hütter zerbersten sah, was ihm zuvor gefallen hatte: ein festes Konstrukt mit einem starken Sportdirektor Max Eberl, auf dem sich Erfolge aufbauen ließen.

Für die jetzt aber notwendige Aufbauarbeit einer angeschossenen Mannschaft war Hütter nicht der richtige. Und weil das ähnlich auch für die Amateure und deren Trainer Heiko Vogel gilt, die eine enttäuschende Saison in der Regionalliga beendeten, gab Virkus mit Nachwuchsleistungszentrum-Chef Mirko Sandmöller auch Vogel die Papiere. Und installierte den angesehenen Nachwuchscoach Eugen Polanski. Virkus hat erkannt: Wenn er die Stimmung um sich nicht drehen kann, muss er die Personen und den Geist rund um den Borussia-Park verändern. Es braucht Aufbruch. Die Trainer Rose und Hütter hatten die Fans unter dem Strich deprimiert.

Wohl auch deshalb scheint Virkus zur großen Lösung zu greifen: eine Rückkehr von Lucien Favre soll unmittelbar bevorstehen. Eben jenes Schweizer Taktikgenies, das sich schüchtern wie genial einst in die Herzen der Fans nuschelte und lange aus einer mittel begabten Mannschaft eine Bundesliga-Spitzenelf geformt hat. Mit Reus, Hanke und Arango. Favre hat Borussia Mönchengladbach viele Meilen nach vorne gebracht. Bis er in einem schwachen Moment hinwarf und völlig überstürzt floh.

In einem Neuanfang läge Risiko, aber noch mehr Chance: manche Fans hat er seinerzeit verprellt, viel mehr von ihnen sind aber bereit, die neuen Hoffnungen über den Frust von damals zu rangieren. Und: Favre hätte in Gladbach eine Mannschaft voller Talente vor sich, die den Glauben an ein starkes, fixes und funktionierendes System verloren hat. Und die bereit sein dürfte, genau daran wieder zu glauben – und individuell jede Lehre des Trainers anzunehmen. Favre wäre viel Hoffnung, aber auch eine Handvoll Argumente. Und es wäre die vielleicht spannendste Rückkehr der Fußball-Bundesliga.