Nationalelf-Psychologe Hermann zu Mertesacker-Aussagen: „Wichtige Debatte“
Berlin (dpa) - Der Teampsychologe der deutschen Nationalmannschaft, Hans-Dieter Hermann, hat die Äußerungen von Per Mertesacker über den großen Druck im Profi-Fußball begrüßt.
„Ich finde es sehr gut, was Per gesagt hat. Er stößt eine wichtige Debatte an“, sagte Hermann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Allerdings sieht der 57-Jährige ein Problem: „Spieler sind keine Opfer. Den Eindruck wollte Per auch nicht erwecken. Er und seine Kollegen sind dankbar für das Leben, das sie führen dürfen.“
Spitzensportler mit hohem Einkommen seien keine Übermenschen, sagte Hermann: „Profi-Fußballer stehen unter einem enormen Stress.“ Mit dem Druck normaler Angestellter könne man das nicht vergleichen. „An den Stress, öffentlich zu leisten und von sogenannten Experten, von Medien oder Zuschauern sofort öffentlich bewertet und im negativen Fall bloßgestellt oder komplett in Frage gestellt zu werden, gewöhnt sich kein Mensch“, betonte Hermann: „Das schafft Druck. Öffentliches Leisten ist viel schwieriger als privates Leisten.“
Mertesacker hatte in einem „Spiegel“-Interview offen über extreme Drucksituationen berichtet und dafür Lob wie Kritik aus der Fußball-Branche bekommen. Besonders seine Schilderungen über die Erleichterung nach dem WM-Aus 2006 hatten für Aufsehen gesorgt. „Klar war ich auch enttäuscht, als wir gegen Italien ausgeschieden sind, aber vor allem war ich erleichtert“, sagte Mertesacker dem „Spiegel“.