Herr Köstner, wie geht es Ihnen?

Der Trainer musste in Düsseldorf gehen, weil er zu lange krank und sein Vertreter Oliver Reck zu erfolgreich war. Jetzt ist er auskuriert. Und sucht eine neue Aufgabe: „So will ich nicht aufhören.“

Lorenz-Günther Köstner ist bereit für eine Rückkehr ins Trainer-Geschäft.

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Düsseldorf. Lorenz-Günther Köstner kommt gerade vom Weihnachtseinkauf aus Stuttgart zurück. „Die letzten Geschenke besorgt“, sagt er. Das Jahr geht zu Ende, und Köstner, 62 Jahre alt, Fußball-Trainer ohne Job, ist froh darüber: „2014, das war nicht mein Jahr. Das war belastend.“

Eigentlich hätte er in diesen Tagen als Trainer von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken wollen. Aber daraus wurde nichts. Im Dezember 2013 als Nachfolger des geschassten Mike Büskens angeheuert, wurde Köstner ziemlich schnell krank, sehr krank sogar. Ein bakteriologischer Infekt, so ganz kann er es bis heute nicht erklären.

Lange hat es gedauert, zu lange für Fortuna Düsseldorf, das unter seinem Vertreter Oliver Reck schön spielte und beständig punktete. Und so erfolgreicher die Düsseldorfer waren, umso größer wurde das Unverständnis für Köstners Auszeit. „Ein Trainer darf nicht krank sein“, sagt Köstner noch heute. „Was ich in Düsseldorf erlebt habe, habe ich noch nie erlebt“, sagt er.

Zweifel an seiner Integrität, Beschimpfungen unter der Gürtellinie im Internet. Dann der Schlusspunkt: Düsseldorf und Köstner einigten sich nach zähen Verhandlungen im Juni auf eine Vertragsauflösung, Reck übernahm, Köstner bekam Geld, war aber raus. Geschichte.

„Gerade gestern habe ich noch mit einigen Fortuna-Profis telefoniert“, sagt Köstner. Andreas Lambertz, Adam Bodzek, zu den alten, gestandenen Spielern gibt es noch Kontakt. Christian Weber hat er erst letzte Woche in Stuttgart getroffen und Worte gewechselt. Fortuna-Vorstand Dirk Kall habe eine „sehr nette“ Weihnachtskarte geschrieben, mit Düsseldorfs Sportdirektor Helmut Schulte aber herrscht „Sendepause“. Offenbar gibt es nichts mehr zu reden. Schulte habe ihm seinerzeit noch gesagt, er bekomme alle Zeit, die er brauche. Aber die Dinge haben sowohl Köstner und Schulte links und rechts überholt.

„So ist das Geschäft, schnelllebig, das kennen wir ja“, sagt Köstner. Er will niemandem einen Vorwurf machen. „Ich habe den Fehler gemacht, dass ich es mit dem Verein zusammen zu lange nicht klar kommuniziert habe.“ Der juristische Kleinkrieg geschah weitgehend im Verborgenen.

Düsseldorf ist abgehakt. Aber aufhören will er so nicht. „Mit einer Krankheit will ich als Trainer nicht aufhören“, sagt er, „das war mir klar.“ Und er sagt: „Ich bin wieder zu jeder Schandtat bereit.“ Köstner wirkt wieder voller Tatendrang. Seit Mitte August dieses Jahres ist er wiederhergestellt, die Gelenke, die Muskulatur, alles hatte gelitten.

„Ich wurde von den Ärzten gewarnt, mich austherapieren zu lassen. Jetzt geht es mir wieder gut wie in der Zeit vorher.“ Fortuna Düsseldorf hat er sportlich noch im Blick. „Der Aufstieg ist natürlich noch möglich, auch wenn sie dort sagen werden, dass es noch mehr Punkte sein könnten“, sagt er. Er geht wieder in Stadien, beobachtet Spiele, von der ersten bis zur vierten Liga. In Aalen, Heidenheim, München, Sandhausen und Frankfurt, auch Goßaspach.

Eine Anfrage aus dem deutschen Fußball kam schon, aber es kam „zu früh“, sagt Köstner. Eine mögliche Tätigkeit in der ersten russischen Liga hat sich zerschlagen, China war kurzzeitig im Gespräch, Köstner hat viele Kontakte, er hat lange in Wolfsburg gewarbeitet, Volkswagen ist im Spiel, so läuft das Geschäft.

Das Ausland bleibt ein Thema. „Man muss jetzt warten und warten, ich laufe den Dingen nicht hinterher“, sagt Köstner. „Wenn meine Erfahrung gebraucht wird, stehe ich bereit.“ Irgendwann klingelt das Telefon wieder. Die Fußball-Welt ist groß. Und Köstner wieder gesund.