Horst R. Schmidt: Der Multifunktionär im Hintergrund
Frankfurt/Main (dpa) - Sportliche Großereignisse und die Frage, wie man sie organisiert - darüber weiß in der großen weiten Welt des Sports vermutlich kaum jemand so gut Bescheid wie Horst R. Schmidt.
Der langjährige Generalsekretär und später auch Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes arbeitete schon für das Organisationskomitee der Olympischen Spiele 1972 in München, ehe er noch im selben Jahr zum DFB ging. Schmidt saß im OK für die Fußball-WM 1974 im eigenen Land, er beriet FIFA und UEFA jahrzehntelang bei der Ausrichtung großer Turniere, 2010 arbeitete er sogar für das WM-OK Südafrikas.
Seine größte Aufgabe war allerdings die Ausrichtung des deutschen „Sommermärchens“ 2006. Genau wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger saß er als geschäftsführender Vizepräsident im Organisationskomitee der WM. Genau wie bei Niersbach und Zwanziger fuhren am Dienstag auch bei Horst R. Schmidt zu Hause die Ermittler der Staatsanwaltschaft Frankfurt vor.
Der gelernte Verwaltungsfachmann hatte es jahrelang geschafft, immer nur im Hintergrund zu wirken. Doch in der WM-Affäre taucht sein Name beinahe Woche für Woche in der Öffentlichkeit auf. Gemeinsam mit dem damaligen DFB-Präsidenten Zwanziger unterschrieb er 2005 die Zahlungsanweisung für jene ominösen 6,7 Millionen Euro, die getarnt als Beitrag für eine FIFA-Gala an Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zurückfließen sollten. Genau darin sieht die Staatsanwaltschaft nun eine mögliche Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.
Zwanziger zufolge soll der mittlerweile 73-jährige Schmidt ihm zu Beginn der Affäre auch gestanden haben, wohin die Dreyfus-Millionen im Auftrag der deutschen WM-Macher ursprünglich einmal geflossen seien: an den skandalumwitterten und längst gesperrten FIFA- Funktionär Mohammed bin Hammam aus Katar. Schmidt dementiert das, Belege dafür gibt es ebenfalls nicht. Doch mit dem entspannten Ruhestand des jahrelangen Multifunktionärs ist es erst einmal vorbei.