Ibrahimovic: „Fragen Sie doch mal ihre Frau!“
Von den zwei Gesichtern des Stürmers Zlatan Ibrahimovic.
Düsseldorf. Wer schon einmal in Schweden war, der kennt die Mentalität der Einheimischen. Freundlich, hilfsbereit, bescheiden und zurückhaltend sind die Menschen zwischen Kiruna und Malmö.
Daran gemessen dürfte Zlatan Ibrahimovic eigentlich alles sein, nur kein Schwede. Ist er aber und obendrein noch der Hoffnungsträger seiner zehn Millionen Landsleute für die Qualifikation zur Fußball-WM 2014 in Brasilien.
Am Freitag erzielte der 31-Jährige das Siegtor zum mühevollen 2:1 auf den Färöern, morgen soll er Schweden in Berlin gegen Deutschland zum Erfolg führen. Doch scheiden sich die Geister, ob er dafür der geeignete Typ ist. Sportlich sind die Fähigkeiten des in Malmö als Sohn bosnisch-kroatischer Einwanderer geborenen Ibrahimovic unstrittig.
Von 2004 bis 2011 gewann der 1,95m große Stürmer in drei Ländern mit fünf Vereinen (Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona und AC Mailand) stets den Meistertitel, in der vergangenen Spielzeit erzielte er 28 Tore für Milan. Seit dieser Saison nun trägt er das Trikot von Paris St. Germain — in sieben Spielen gelangen ihm auch schon wieder neun Treffer. Doch sein divenhaftes Verhalten ruft regelmäßig seine Kritiker auf den Plan.
So als im vergangenen Herbst seine Biografie „Jag är Zlatan“ (Ich bin Zlatan) erschien. Über Wochen führte sie die Bestsellerliste. Auf den 432 Seiten wirft er Barcelonas Ex-Trainer Pep Guardiola mangelnde Motivationsfähigkeit vor und bezeichnet seine ehemaligen Mitspieler Xavi, Iniesta und Messi als Schuljungen ohne eigene Meinung.
Als er einmal von einem schwedischen Reporter nach einem Spiel gefragt wurde, woher denn die Kratzer in seinem Gesicht stammten, antwortete Ibrahimovic: „Fragen Sie doch mal Ihre Frau!“
Wie passen diese zwei Gesichter ins Team der „Tre Kronor“? „Diese Frage stellt sich nicht. Zlatan ist ein Weltstar. Wenn wir unsere Träume verwirklichen wollen, dann brauchen wir ihn“, sagt Mittelfeldspieler Sebastian Larsson. Trainer Erik Hamrén lässt sowieso keine Zweifel an seinem einzigen Star zu. „Natürlich ist Zlatan gesetzt“, sagte der 54-Jährige.
Während Vorgänger Lars Lagerbäck daran scheiterte, den tätowierten Angreifer zu disziplinieren, stattete ihn Hamrén im Herbst 2010 mit der Kapitänsbinde aus und fand dann im 4-2-3-1-System eine andere Rolle für ihn. Statt als Stoßstürmer agiert Ibrahimovic nun hinter der einzigen Spitze, die entweder Johan Elmander oder Ola Toivonen heißt.
„Da ist sein Bewegungsradius größer und wir sind nicht mehr so leicht auszurechnen“, sagte Hamrén. Ibrahimovic selbst ist begeistert. „Auf dieser Position kann ich der Mannschaft noch mehr helfen“, sagte er. Ibrahimovic, der Hilfsbereite. Ein erster Schritt auf dem Weg zu einem „echten“ Schweden.