1,5 Milliarden: Transferrausch in den Topligen
Berlin (dpa) - Große Spielernamen, riesige Schlagzeilen, monströse Millionenbeträge - auch in dieser Saison gehören sie wieder den Spaniern. 81 Millionen hat der FC Barcelona überwiesen für Uruguays Nationalspieler Luis Suárez, 80 Millionen hat Real Madrid in James Rodríguez investiert.
Die Trikotübergabe für Rodríguez wurde traditionsgemäß so pompös zelebriert als wäre sie das erste Comeback-Konzert der Backstreet Boys. Das wirklich große Geld geben allerdings andere aus. An den beinahe 1,5 Milliarden Euro, die die fünf europäischen Topligen in dieser Saison bisher für Spielertransfers locker gemacht haben (Stand Mittwoch) laut transfermarkt.de, hat England den größten Anteil.
Die Premier League hat in den vergangenen zwölf Jahren stets die meisten Millionen investiert, in der vergangenen Spielzeit sogar die gespenstische Summe von 914,42 Millionen. In diesem Sommer sind es bisher 608 Millionen. Zuletzt verzeichnete in der Saison 2001/2002 eine andere Liga den größten Transfersaldo: die italienische Serie A mit 671 Millionen.
Allein die fünf englischen Topclubs mit ihren finanzstarken Anteilseignern haben auch vor der neuen Spielzeit wieder kräftig zugeschlagen. Der FC Chelsea (Oligarch Roman Abramowitsch), Manchester United (Milliardär Malcolm Glazer), Manchester City (Öl-Milliardär Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan), der FC Liverpool (Red-Sox-Besitzer John W. Henry) und Arsenal London (US-Immobilien-Mogul Stan Kroenke) haben zusammen aktuell mehr als 380 Millionen in ihre Clubs gepumpt. Mit 35 Millionen für Romelu Lukaku stellte der FC Everton einen Vereinsrekord auf.
Die WM in Brasilien hat das lukrative Geschäft mit den Protzpersonalien wie erwartet neu angeheizt. Nur die Bundesliga hält sich im Vergleich zu den Eliteklassen in Spanien und England (noch) zurück - 195,91 Millionen Ausgaben sind es aktuell. Einen Monat bevor das Transferfenster schließt, haben spanische Clubs drei der zehn größten Einkäufe getätigt. Selbst für einen einfach nur guten Linksaußen wie Antonie Griezmann wurden bei seinem Wechsel von Real Sociedad zu Atlético Madrid 30 Millionen überwiesen.
In ähnlichen Dimensionen bewegen sich in der Premier League viele Wechsel: Manchester United gab gerade 37,50 Millionen aus für Linksverteidiger Luke Shaw, der einen Marktwert von etwas über 13 Millionen hat. Ander Herrera war ManUnited 36 Millionen wert, für 20 wird er gehandelt. 31 Millionen legte der FC Liverpool für Adam Lallana auf den Tisch, der mit einem Wert von 7,5 beziffert ist. Die Vereine der Premier League treiben die Preise kräftig mit, immer mehr auch für Durchschnittsspieler - und bewegen in Europa das größte Kapital.
Dabei stehen einige Transfers noch an: Manchester United soll sein Angebot für Ex-Bundesligaprofi Arturo Vidal (Juventus Turin) gerade auf 60 Millionen erhöht haben und auch an Ángel di María (Real) interessiert sein. Der deutsche Nationalspieler Sami Khedira (Real) soll Arsenal etwa 20 Millionen wert sein.
Hinter den schwerreichen Vorzeigeclubs steht eine zweite Reihe von fünf, sechs weiteren Vereinen, die in Relation dazu weniger aber immer noch sehr viel investieren. Der AFC Sunderland beispielsweise hat bisher etwas mehr als 64 Millionen ausgegeben, West Ham United und der FC Fulham jeweils knapp 50.
In dem Millionenwahnsinn steht übrigens finanziell momentan ein Verein am besten da, den sicherlich niemand auf dem Zettel hat: der englische Erstligist FC Southampton. Der Achtplatzierte der vergangenen Saison hat 23 Millionen ausgegeben für zwei neue Spieler - und 119,53 Millionen eingenommen. Ein Plus von 96,53 Millionen mit bitterem Nachgeschmack: Ziemlich alle besten Spieler haben den Verein verlassen, unter anderem Luke Shaw (Manchester), Dejan Lovren, Adam Lallana und Rickie Lambert (alle zu Liverpool) sowie Calum Chambers (Arsenal). Aber das Transferfenster ist ja noch einen Monat geöffnet.