19 Titel und kein Ende - Ferguson macht weiter
London (dpa) - Manchester United steht vor einem der bedeutendsten Triumphe seiner Vereinsgeschichte, dem unersättlichen Alex Ferguson aber ist das noch lange nicht genug.
„Ich werde nächstes Jahr wieder da sein, keine Frage“, versicherte Englands 69 Jahre alter Trainer-Oldie, der nach einem Vierteljahrhundert bei den „Red Devils“ noch immer nicht ans Ende seiner Karriere als Fußballcoach denkt. Nach dem 2:1 (2:0)-Sieg gegen den hartnäckigsten Verfolger FC Chelsea fehlt United in der Premier League nur noch ein winziges Pünktchen aus den restlichen zwei Partien für die 19. englische Meisterschaft - eine von historischer Dimension: Manchester wird die Erzrivalen vom FC Liverpool (18 Meisterschaften) überholen und fortan als alleiniger Rekordmeister firmieren.
Im November feiert Sir Alex sein 25. Jubiläum auf der Trainerbank des Clubs. Er kam 1986 mit der verwegenen Ambition ins Amt, den damals auf der Insel konkurrenzlosen FC Liverpool „von seinem verdammten Sockel zu stoßen“. Mit dem so gut wie sicheren zwölften Titelgewinn im Dienst von Manchester ist das dem Schotten nun endgültig gelungen. „Es ist fantastisch, die erfolgreichste Mannschaft des Landes zu sein, ich hätte es nie für möglich gehalten“, sagte Ferguson, der sich nach dem Schlusspfiff vor den ausgelassen feiernden Fans im „Old Trafford“ verbeugt hatte.
Äußerlich waren weder ihm noch seiner Elf auch nur eine Spur von Nervosität im Spitzenspiel anzumerken, aber der Druck sei insgeheim doch sehr groß gewesen, gab der Teammanager später zu. „All die armen Leute auf den Rängen haben Fingernägel gekaut und einen Herzanfall gehabt - ich auch“, sagte er lächelnd.
Seine „mutige Entscheidung“, viele Stammkräfte unter der Woche im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gegen Schalke 04 (4:1) zu schonen, ging auf. „Wir haben die Meisterschaft am Mittwoch gewonnen“, sagte Ferguson.
Die Arbeit ist zwar noch nicht vollständig getan, doch Ferguson fühlte sich schon siegessicher genug, um im Fernsehinterview Witze über die klitzekleine Möglichkeit des Scheiterns zu machen. „Kommen Sie mir nicht mit Devon Loch, mein Vater hat auf dieses Pferd gesetzt“, lachte er. Der berühmte Rennhengst fiel 1956 beim „Grand National“ 36 Meter vor der Ziellinie auf den Bauch.
Dieses Schicksal dürfte United nicht mal dann ereilen, wenn Ferguson mit Rücksicht auf das Champions-League-Finale am 28. Mai gegen den FC Barcelona in den letzten Ligaspielen eine C-Elf aufstellen würde. „Wir werden unseren Job machen“, sagte der Trainer.
Routinier Ryan Giggs versprach, die Trophäe schon im Auswärtsspiel gegen die kleinen Nachbarn aus Blackburn am Samstag einzupacken: „Die Atmosphäre wird toll sein.“ Der Gedanke an den 19. Titel sei unglaublich und unfassbar zugleich. „Ich denke, vor 15 bis 20 Jahren hat niemand auch nur daran zu glauben gewagt“, meinte Giggs, der mit United seine 12. Meisterschaft gewinnen kann.
Die Jubelstimmung bei United wurde nur durch eine unbedachte Aktion von Wayne Rooney leicht getrübt; der 25-Jährige machte in der zweiten Hälfte eine obszöne Geste in Richtung der Chelsea-Fans. Ein Vereinssprecher sprach von einem Missverständnis, doch der englische Verband wird noch einmal genauer hinsehen. Rooney war bereits Anfang April wegen eines Fluchs vor laufender Kamera für zwei Spiele gesperrt worden.