Afrika-Cup als Mutmacher für Libyen

Bata (dpa) - In der Heimat sind die Kämpfe wieder aufgeflammt. Die Schreckensnachrichten erreichen Libyens Fußballer auch im fernen Äquatorialguinea beim Afrika-Cup.

Eigentlich wollen sie bei der Afrika-Meisterschaft ihrem Land eine Zukunft geben. Eine Niederlage im zweiten Spiel am Mittwoch gegen Sambia könnte für den Tabellenletzten der Gruppe A schon das Aus bedeuten, doch das nordafrikanische Team gibt so schnell nicht auf. Die Spieler haben im monatelangen Bürgerkrieg Durchhaltevermögen gelernt - sie wissen, dass sind die Hoffnung einer neuen Nation sind.

Schon die Teilnahme grenzt an ein Wunder. Die Qualifikation für die Kontinentalmeisterschaft war geprägt vom Aufstand gegen den herrischen Wüstensohn Muammar al-Gaddafi. „Meine Spieler saßen oft unter Beschuss in Bengasi oder Tripolis fest. Per E-Mail habe ich dem Team einen Treffpunkt, meist in Tunesien, mitgeteilt, zu dem sie irgendwie erscheinen sollten. Ich wusste nie, wer dort wirklich lebendig ankommt“, erzählt der deutsche Sportdirektor der libyschen Nationalelf Antoine Hey in einem „taz“-Interview.

Zwei der drei Heimspiele in der Qualifikation mussten auf neutralem Boden ausgetragen werden - wegen der Gefahr war nur ein Auftritt zu Hause möglich. Die Spieler, die sich durch die verschiedenen Kriegsfronten schlugen und bis zu 40 Stunden lange Busreisen in Kauf nahmen, setzten sich schließlich auch auf dem Rasen durch - und besiegten die Komoren in Mali und Mosambik im ägyptischen Kairo.

„Wie wir es hierher geschafft haben, das war echt hart“, sagt Abwehrspieler Mohamed el-Mounir. „Als wir Krieg in unserem Land hatten, haben wir nicht trainiert.“ Zum Qualifikationsspiel in Mosambik musste der Trainer ohne seinen Trainer- und Betreuerstab anreisen, erzählt Hey. Wegen der UN-Sanktionen waren die Bankkonten gesperrt und es stand nur wenig Geld zur Verfügung.

Nun könnte der Fußball eine wichtige Rolle bei der Neudefinition der Nation spielen. „Schon die Teilnahme an dem Turnier bedeutet sehr viel für die Spieler und für alle Libyer“, weiß der brasilianische Trainer Marcos Paqueta. Beim Eröffnungsspiel gegen Äquatorialguinea wurden die neue libysche Nationalhymne und die neue Nationalfahne erstmals einer großen Öffentlichkeit präsentiert.

Auch liefen die Spieler - statt wie bisher in den grünen Trikots der Gaddafi-Zeit - nun in Weiß auf, der Farbe der Unschuld und Reinheit. Der Afrika-Cup, findet Coach Paqueta, biete die Möglichkeit, „Freude zurückzubringen und die Wunden der Libyer nach all den Schwierigkeiten zu heilen.“ Auch Hey sagt, Fußball gebe den Menschen endlich andere Themen als Krieg und Gewalt. Umso bitterer ist es, dass das Land nicht wie geplant den Afrika-Cup 2013 austragen darf. Nun ist Libyen 2017 als Gastgeber dran. Bis dann sollen die Stadien fertig sein.

Paqueta, der schon verschiedene brasilianische Jugendmannschaften zu WM-Titeln geführt und in Saudi-Arabien und Katar als Trainer gearbeitet hat, lässt fast ausschließlich heimische Spieler in der Nationalelf auflaufen. Einzig die Mittelfeldspieler Mohammed Monir (Serbien) und Braga Djamal Mahamat (Portugal) spielen außerhalb Afrikas und des Nahen Ostens.

Beim nun anstehenden Spiel gegen Sambia wird einer sicherlich nicht dabei sein: Al-Saadi Gaddafi. Der Sohn des libyschen Diktators hielt sich für einen begnadeten Fußballer und kickte als libyscher Nationalspieler. Selbst das Amt des Verbandspräsidenten bekleidete er. Nun sitzt der 38-Jährige im Exil in Niger fest - und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.