AS Rom-Chef Pallotta kämpft gegen Rassismus der Fans

Rom (dpa) - Die rassistischen Ausfälle einiger der Fans des AS Rom gegen Stürmer-Star Mario Balotelli vom AC Mailand haben Präsident James Pallotta wütend gemacht.

Vor dem italienischen Pokalfinale am Sonntag gegen den Stadtrivalen Lazio hat der Amerikaner so deutlich Stellung genommen wie kaum ein italienischer Fußball-Funktionär vor ihm. „Rassisten raus aus den Stadien!“, forderte er. Ohne die sonst in der Serie A übliche Rücksichtnahme auf die eigenen Ultras holte er zum Rundumschlag aus. Wer dunkelhäutige Spieler beleidige, sei für ihn kein Roma-Fan, stellte er klar. „Inakzeptabel und schrecklich“ seien die Schmährufe gegen Balotelli, betonte Pallotta.

Erst hatten Roma-Fans den Milan-Star am vorletzten Spieltag in Mailand mit Buhrufen beleidigt und damit eine Unterbrechung der Partie provoziert, dann wiederholten sie ihre Attacken am Sonntag im Heimspiel gegen den SSC Neapel. Sie skandierten „Hurensohn-Balotelli“. Der italienische Fußballverband verurteilte den Club daraufhin zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wegen rassistischer Fangesänge zu einer Geldstrafe von 50 000 Euro. Außerdem muss die Fan-Kurve im zweiten Heimspiel der kommenden Saison leerbleiben. Der AS Rom nahm die Strafe widerspruchslos hin.

Das Lieblingsopfer der rassistischen Ultras in Italien dagegen begehrt auf: Balotelli kündigte an, Schmährufe in Zukunft nicht mehr ignorieren zu wollen. Er werde dann den Platz verlassen, erklärte der Nationalstürmer. So wie es Kevin-Prince Boateng in einem Testspiel der Mailänder Anfang des Jahres getan hatte. Boateng hatte dafür international große Unterstützung bekommen. Der gebürtige Berliner war in der Serie A zum Vorreiter im Kampf gegen Rassismus geworden. Eine Rolle, die er nun mit Balotelli teilt.

Anders als Boateng aber polarisiert Balotelli, gibt Roms Ex-Trainer Zdenek Zeman zu bedenken. „Balotellis Verhalten ist nicht vorbildlich. Und dies hat durchaus einen Einfluss“, sagte Zeman. Tatsächlich eckt der 22-jährige Profi mit seiner exzentrischen Art und seinem arrogant wirkenden Auftreten auch bei vielen an, die überhaupt nicht rassistisch eingestellt sind. Zudem sind beleidigende Sprechchöre und Spruchbänder in Italiens Stadien trauriger Alltag.

Nicht jedes dumme Gegröle gegen Balotelli ist rassistisch motiviert. Auch Italiens Integrationsministerin Cecile Kyenge, die ursprünglich aus der Demokratischen Republik Kongo stammt, warnte davor, alle und alles in einen Topf zu werfen. „Wir müssen genau hinschauen, wann es um Rassismus, wann es um Sport, wann es um eine sportliche Niederlage oder wann es um andere Dinge geht“, sagte Kyenge.

Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI), Giovanni Malagò, betonte, dass mit dem Rassismus in den Stadion Schluss sein müsse. Für ihn ist das Verhalten einiger Fans ein „kulturelles Problem“. Ähnlich sieht dies Italiens Fußball-Nationaltrainer Cesare Prandelli. „Das Problem betrifft nicht nur Balotelli oder Milan, sondern unseren gesamten Fußball“, erklärte der Nationalcoach, der schon oft von den Fans mehr Respekt für den Gegner angemahnt hat. Rassismus dürfe in keiner Weise toleriert werden, betonte Prandelli, der den italienischen Fußball auf einem „langen Weg“ sieht. „Wir müssen unseren Kindern verständlich machen, wie man sich zu verhalten hat“, sagte er.

Von seinen „Azzurri“ erwartet er im Kampf gegen Rassismus Solidarität mit ihren farbigen Teamkollegen. Balotelli werde im Nationaltrikot nicht gezwungen sein, den Platz wegen rassistischer Schmährufe zu verlassen. „Bei den ersten Buhrufen werden wir auf den Platz gehen, ihn umarmen und so verhindern, dass er vom Platz geht“, erklärte Prandelli.