Barça gegen Atlético: Ein echtes Titelfinale

Madrid (dpa) - Der Held des FC Barcelona war diesmal nicht Lionel Messi, sondern Malagas Torhüter Willy Caballero:

Foto: dpa

Der Keeper faustete im Spiel bei Atlético Madrid (1:1) in der 94. Minute einen Schuss aus dem Torwinkel und verhinderte mit der Glanzparade einen Sieg der Madrilenen, der den vorzeitigen Titelgewinn für den Tabellenführer der spanischen Fußball-Liga bedeutet hätte. So aber darf sich ganz Spanien erstmals seit 63 Jahren wieder auf ein echtes Endspiel freuen. Barca kann trotz der ernüchternden Nullnummer beim FC Elche am kommenden Samstag mit einem Heimsieg über Atlético doch noch Meister werden.

Ein solches Endspiel, bei dem zwei Titelanwärter die Meisterschaft am letzten Spieltag in einem direkten Vergleich entscheiden, gab es in der 85-jährigen Geschichte der Liga bislang erst zweimal, zuletzt im Jahr 1951. Der Rekordmeister Real Madrid sagte dem Titelkampf am vorletzten Spieltag mit einer 0:2-Schlappe bei Celta de Vigo definitiv „adiós“.

Bei Atlético war vor dem Spiel gegen den FC Málaga am Sonntagabend bereits alles für die Meisterschaftsfeier vorbereitet. Unter den Fans im ausverkauften Calderón-Stadion herrschte Partystimmung. Der Neptunbrunnen, an dem die Atlético-Fans traditionell die Erfolge ihrer Elf feiern, war von der Polizei abgeriegelt worden, um die Statue des römischen Wassergotts vor Schaden zu bewahren.

Als in der Nachspielzeit Adriáns Geschoss auf den Torwinkel zuflog, sprangen die Zuschauer jubelnd von den Sitzen. Die Parade des Málaga-Keepers ließ den Jubel jedoch rasch in Ernüchterung umschlagen. Trainer Diego Simeone war bemüht, die Enttäuschung über das 1:1 herunterzuspielen: „Wir bestreiten innerhalb einer Woche zwei Endspiele. Besser geht es nicht.“ Das zweite Endspiel ist das Finale der Champions League am 24. Mai in Lissabon gegen den Madrider Lokalrivalen Real.

Titelverteidiger Barça glückte beim FC Elche in einem 90-minütigen Sturmlauf kein Treffer. Die Zeitung „El Periódico“ beschrieb die Partie beim Aufsteiger als ein „Meisterwerk der Impotenz“: „Barça war schon klinisch tot, atmet aber wieder und kann sogar noch Meister werden.“ Trainer Gerardo Martino meinte: „Letzten Endes macht es keinen Unterschied, ob wir gewonnen oder remis gespielt haben. Mit einem Sieg im letzten Spiel holen wir den Titel.“

Die Erfahrung der Geschichte spricht allerdings gegen die Katalanen. Die bisherigen zwei echten Liga-Endspiele endeten beide 1:1 und bedeuteten den Titelgewinn der Gäste. 1946 wurde der FC Sevilla mit einem Remis in Barcelona Meister und 1951 Atlético mit demselben Resultat in Sevilla. Auch jetzt würde den Madrilenen ein Unentschieden im Camp-Nou-Stadion zum Titel reichen.