Beckham und Katar-Kohle bringen Frankreich in Rage
Paris (dpa) - David Beckham kommt und Frankreich tobt. Mit Empörung haben Politiker und Beobachter in der „Grande Nation“ auf Berichte von Medien reagiert, wonach der alternde Fußball-Sonnyboy aus England bei Paris Saint-Germain 800 000 Euro im Monat verdienen soll.
Der Wechsel des Mittelfeldspielers von den Los Angeles Galaxy zu PSG sei perfekt, hatten gut informierte Blätter wie „L'Équipe“ und „Le Parisien“ versichert. Vor dem Hintergrund der Eurokrise schäumte da auch der Berater des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande vor Wut: „Mir reicht es. Diese riesigen Gehälter gibt es nur im Fußball“, erzürnte sich Jean-Marc Ayrault.
Der 36 Jahre alte Beckham würde, falls die Berichte stimmen, an der Seine das höchste jemals in der Ligue 1 bezahlte Salär beziehen. Der Ex-Kapitän der englischen Nationalelf soll im Januar für 18 Monate bei PSG unterschreiben und laut „L'Équipe“ im Rahmen eines großen Festes „wie ein Rockstar“ auf der Avenue des Champs-Élysées präsentiert werden. In Erwartung des Superstars und der nicht minder schillernden Ehefrau Victoria „Spice Girl“ Beckham werden die Paparazzi, die im Pariser Flughafen Charles de Gaulle die Stellung halten, täglich mehr.
Aber nicht alle freuen sich. Bei einer Onlineumfrage der Zeitung „Le Figaro“ meinten mehr als 80 Prozent von knapp 9000 Lesern, sie seien angesichts des Beckham-Gehaltes „schockiert“. „Das ist kein Sport, das ist Business“, klagte die grüne Präsidentschaftskandidatin Eva Joly. Das zeige zudem, wie das Geld immer mehr bei einigen wenigen sei. Doch auch von der politischen Rechten gab es heftige Kritik: „Das schockt mich. Ein bisschen, mehr als ein bisschen. Ich denke, er (Beckham) kommt, weil er den Trikotverkauf fördern wird“, sagte Präsidentschaftsbewerber Nicolas Dupont-Aignan von der Partei DLR.
Dass PSG mit Beckham den englischen und spanischen Vereinen im aufstrebenden asiatischen Markt Anteile abjagen möchte, ist kein Geheimnis. Ebenso wenig, dass Beckham sich den Traum erfüllen möchte, das englische Team 2012 bei den Olympischen Spielen daheim in London zu führen. In Europa, das weiß er, sind seine Chancen besser als im fernen LA. Ein Sprecher Beckhams dementierte zwar die Einigung. Aber „Le Parisien“ titelte: „Es ist vollbracht, Beckham hat Wort gehalten, er wird für anderthalb Jahre die Farben von PSG tragen“.
Möglich macht's die Katar-Kohle. PSG wurde im Juni von einer Investorengruppe aus dem reichen Öl- und Wüstenstaat (Qatar Sports Investment/QSI) übernommen. Für Verstärkungen wurden im Sommer bereits knapp 90 Millionen Euro ausgegeben. Clubchef Nasser Al-Khelaifi will den Hauptstadtverein an die europäische Spitze hieven, erlitt aber einen ersten Dämpfer, als PSG jüngst aus der Europa League flog. Unter dem Eiffelturm brodelt es schon. Neue Spielerkäufe sollen Abhilfe schaffen. Medien schrieben am Mittwoch, auch die Verpflichtung des bei Manchester City in Unfrieden geschiedenen Carlos Tevez stehe bevor.
Wenn es aber nach den Sozialisten geht, die nächstes Jahr die Regierungsgeschäfte in Paris übernehmen wollen, soll der französische Fußball nicht mit horrenden Gehältern die Lücke zu Top-Ländern wie Spanien, Deutschland und England schließen. „Wir wollen Höchstgehälter im Fußball einführen“, sagte Ayrault im französischen Fernsehen.