Betrugsverdacht überschattet Österreichs Ligafinale

Wien (dpa) - Erst die Rowdys auf dem Platz, nun auch noch ein Manipulationsverdacht: Negativschlagzeilen überschatten das Finale in Österreichs Fußball-Bundesliga. Während sich die Profis auf den letzten Spieltag vorbereiteten, wurden Politik und Justiz aktiv.

Bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt liegt eine Betrugsanzeige nach einem dubiosen Handelfmeter in der Partie zwischen dem SC Wiener Neustadt und dem SK Sturm Graz (1:2) vor. Und in Wien kündigte der österreichische Kanzler Werner Faymann an, die Politik werde nach den Ausschreitungen im Stadtderby gemeinsam mit den Verantwortlichen eventuelle Verschärfungen für Fans prüfen.

Auslöser für Spekulationen über eine mögliche Manipulation bei der Partie in Wiener Neustadt war das Handspiel des Heimstürmers Edin Salkic, der für Beobachter völlig unerklärlich einen Eckball über seinem Kopf wegboxte. Der folgende Elfmeter in der 87. Minute brachte Sturm 2:1 in Führung - und den Grazern letztlich den Sieg in der Partie. Nun schrillen die Alarmglocken: „Wird die Bundesliga durch ein manipuliertes Spiel entschieden?“, fragt der österreichische Rundfunk ORF auf seiner Internetseite.

Peter Mündle vom Vorarlberger Unternehmen „Asian Monitor Early Warning System“ glaubt nicht an einen unglücklichen Zufall. Er sprach von „glasklaren Indikatoren“ für Manipulationen auf dem asiatischen Wettmarkt. „Für den Spieler gilt die Unschuldsvermutung“, sagte Mündle dem ORF, „aber es passt alles zusammen“. Die Einsätze betrugen demnach das Siebenfache der für solche Spiele üblichen Summen. Zudem habe sich die Quote während des Spiels mehrmals auffällig stark verändert.

Das österreichische Frühwarnsystem hatte nicht angeschlagen, weil es nur die österreichischen Buchmacher überwacht. Asian Monitor dagegen scannt den asiatischen Markt und stellte dort die auffälligen Einsatz- und Quotenbewegungen fest. Die Europäische Fußball-Union UEFA teilte auf dpa-Anfrage mit, dass man sich generell nicht zu einzelnen Fällen äußere, um die polizeilichen Ermittlungen nicht zu gefährden.

Die Beobachtungen beschäftigen nun auch die österreichische Bundesliga, die eine Kooperation mit der Staatsanwaltschaft ankündigte. In Bezug auf erhöhte Wetteinsätze in Österreich habe es aber keine Auffälligkeiten gegeben, sagte Ligavorstand Georg Pangl dem ORF. Auch der österreichische Fußball-Bund ÖFB will nach Angaben von Generaldirektor Alfred Ludwig „den Gerüchten über internationale Auffälligkeiten mit der gebotenen Gründlichkeit nachgehen“. Salkic wird beim Saisonfinale nicht im Kader von Wiener Neustadt stehen.

Derweil hat die österreichische Polizei bereits rund 40 Anzeigen gegen Beteiligte an den Krawallen im Wiener Hannapi-Stadion erstattet. Unter den Hooligans, die am Sonntag nach dem 2:0 für Austria den Platz gestürmt und den Abbruch des Spiels provoziert hatten, waren demnach auch Fans aus Deutschland und Griechenland.

Das Spiel wurde als 3:0-Erfolg für Austria gewertet. Über weitere Strafmaßnahmen will das Gremium am 1. Juni entscheiden. Vor dem Saisonfinale liegt Sturm Graz zwei Punkte vor Austria Wien.