Brasilien im WM-Schaufenster

Sao Paulo (dpa) - Gleich bei seiner ersten Amtshandlung als Brasilien-Coach muss Luiz Felipe Scolari ein richtig guter Gastgeber sein.

Bei der Gruppenauslosung für den Confederations Cup ist der neue, alte Trainer der Selecao mit seinem großen Charme und Charisma ein wichtiger Mosaikstein in Brasiliens Selbstdarstellung als kompetenter WM-Ausrichter. „Brasilien ohne Trainer, das war keine Option“, sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter mit seinem untrüglichen Gespür für gute Inszenierungen.

Wenn im Parque Anhembi von Sao Paulo die Spielpaarungen für den WM-Testlauf vom 15. bis 30. Juni 2013 festgelegt werden, soll die ganze Fußball-Welt sehen können, dass der stolze Rekordchampion tatsächlich bereit ist, die anstehenden Mammutaufgaben zu bewältigen. Mächtig Rückenwind bekamen die Organisatoren vom zu diesem Zeitpunkt nicht für Lob bekannten FIFA-Chef Joseph Blatter.

„Als ich die Präsentation gehört habe und die Entschlossenheit gespürt habe, mit der der Zeitplan verkündet wurde, ist bei mir nicht nur der Eindruck, sondern die Gewissheit entstanden, dass alles rechtzeitig fertig sein wird, nicht nur für den Confederations Cup, sondern auch für die WM“, sagte er am Freitag nach einer OK-Sitzung fast schon euphorisch.

Supermodel Adriana Lima und Starkoch Alex Atala werden Losfee spielen - und ein bisschen Show muss bei der Auslosung vor 800 geladenen Gästen und fast ebenso vielen Medienleuten auch sein. Denn einige Entscheidungen stehen schon vor dem Griff in die Lostrommel fest. Gastgeber Brasilien ist als Gruppenkopf A1 gesetzt und wird das Eröffnungsspiel in Brasilia bestreiten: Möglich ist ein Auftakt-Knaller gegen Italien.

Der Vize-Europameister darf laut FIFA-Regeln nicht in die Gruppe B gelost werden, die Weltmeister Spanien anführt. Diese Rolle hätte auch Deutschland zufallen können, hätte das Team von Bundestrainer Joachim Löw nicht das EM-Halbfinale gegen Italien 1:2 verloren und die mögliche dritte Confed-Cup-Teilnahme nach 1999 und 2005 verpasst.

Die spanischen Champions Xavi, Andrés Iniesta und Co. können sich auf eine klimatisch angenehme Mini-WM trotz brasilianischen Winters einstellen. Der reservierte Gruppenplatz B1 führt sie zu Vorrundenspielen in die attraktiven Küstenorte Recife, Rio de Janeiro und Fortaleza. Ein Gegner wird in jedem Fall Uruguay sein. Der Südamerikameister und WM-Vierte darf wegen der Kontinental-Regel wiederum nicht Brasilien zugelost werden.

Mit den vier Weltmeistern Brasilien, Spanien, Italien und Uruguay ist der Confederations Cup so prominent besetzt wie noch nie zuvor. Nicht ohne Grund jubilierte Blatter: „Es ist wie ein Geschenk, eine Auswahl so großer Namen bei dem Wettbewerb zu haben. Es ist nicht nur eine Generalprobe für die WM, es ist ein Turnier auf höchstem Niveau“, sagte er. „Es ist ein Rendezvous der Weltmeister.“

Komplettiert wird das Teilnehmerfeld mit Asienmeister Japan, Nord- und Mittelamerikachampion Mexiko, dem großen Außenseiter aus Tahiti, der als Ozeanienmeister 2012 ein kleines Fußballwunder schaffte, und dem 2013 noch zu ermittelnden Afrikameister. Diese Teams werden bei der von FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke geleiteten Auslosung ohne Vorbedingungen einer der beiden Gruppen zugelost.

Für Scolari ist die Aufgabe auch nach gerade zwei Tagen im Amt klar. Am 30. Juni 2013 soll er die Selecao im legendären Stadion Maracana von Rio de Janeiro zum vierten Sieg im Confed-Cup führen. Zu 90 Prozent will der Trainer seinen WM-Kader aus dem Personal des Confed-Cups rekrutieren. „Es fehlen starke Spiele, bei denen wir sehen können, wie unsere Spieler reagieren“, beschrieb Scolari sein Dilemma ohne Pflichtpartien die Selecao titelreif zu machen.

Ob ein Erfolg beim Testlauf ein ein gutes Omen wäre, ist eine andere Frage. Noch nie konnte ein Sieger der Mini-WM ein Jahr später auch Weltmeister werden. 2006 und 2010 scheiterte Brasilien als amtierender Confed-Cup-Sieger bei den Weltmeisterschaften in Deutschland und Südafrika jeweils im Viertelfinale.