Bye Bye Beckham: „Habe hier alles erreicht“
Los Angeles (dpa) - David Beckham sagt bye bye. Nach sechs Spielzeiten verlässt der englische Starspieler die Major League Soccer. Das Finale gegen Houston wird für ihn zum Farewell im LA Galaxy-Trikot.
Die Bilanz der Beckham-Ära kann sich sehen lassen.
Surfen, betont Beckham, sei er nie gewesen. Und das, obwohl er den traumhaften Pazifik-Strand in Los Angeles seit fünfeinhalb Jahren quasi vor der Haustür hat. „Aber zumindest mit dem Boogie Board war ich mal draußen“, fügt Beckham rasch an und lacht. Das Wellenreiten dürfte somit das Einzige sein, das für den Engländer an der kalifornischen Küste seit dem Umzug im Sommer 2007 nicht zu einem Erfolgserlebnis geworden ist. Ansonsten liest sich die Beckham-Bilanz rundum positiv. Sechs Spielzeiten in der Major League Soccer (MLS), drei Endspiel-Teilnahmen mit Los Angeles Galaxy, ein Meistertitel - und am Samstag könnte im heimischen Finale gegen Houston Dynamo ein zweiter hinzukommen.
„Ich habe hier alles erreicht als Spieler und Botschafter“, sagt Beckham stolz. Sein Engagement in der MLS werde nicht mit seinem 115. und letzten Spiel im Galaxy-Trikot enden. „Ich werde weiterhin Repräsentant sein und versuchen, dem Fußball in Amerika zu mehr Wachstum zu verhelfen. Daran habe ich von Anfang an geglaubt und tue dies mehr denn je.“
Sein Amerika-Auftritt endet genau dort, wo er im Juli 2007 begann - im Home Depot Center von Carson. Hier war Beckham den 700 internationalen Journalisten vom damaligen Vereins-Präsidenten Alexi Lalas als „bester Fußballer des Planeten“ vorgestellt worden. Aus den Lautsprecherboxen dröhnte Rockmusik, der Himmel war voller Konfetti.
Die Papierschnipsel waren kaum verflogen, da drohte dem Hype bereits ein Ende. Der englische Entertainer war verletzt oder saß im Flugzeug zur Nationalmannschaft. Beckham zeigte für viel Geld (50 Mio. Dollar/Saison) wenig Leistung und wurde von den Fans beschimpft. „Niemand hat erwartet, dass er mit uns nach den Spielen einen Trinken geht“, sagt Brian Lynch von der „Angel City Brigade“, dem größten Galaxy-Fanclub. „Wir wollten lediglich 100 Prozent Bekenntnis zum Verein sehen - und das war in den ersten beiden Jahren fraglich.“
Mittlerweile jedoch sind alle happy. Mitspieler Landon Donovan bezeichnet die Beckham-Ära als „einen unglaublichen Erfolg für unseren Sport hier“. Liga-Präsident Don Garber attestiert sogar: „Beckham hat alles übererfüllt.“ Seit 2007 ist die MLS um sechs Teams angewachsen, 15 der 19 Vereine spielen in reinen Fußball-Stadien. Die Durchschnittszuschauerzahl wuchs von 15 504 (2006) auf die Rekordmarke von 18 807 (2012), der weltweite Verkauf von Merchandising-Produkten stieg um 230 Prozent. Es mache ihn stolz, in einer Liga gespielt zu haben, die sich so stark entwickelt hat, sagt Beckham. „Es gibt wohl weltweit keinen Fußball-Fan, der nicht die MLS und LA Galaxy kennt - David hat maßgeblich dazu beigetragen. Er war ein unglaublicher Repräsentant für Verein und Liga“, so Garber.
Und Beckham war auch Wegweiser für andere Stars wie Thierry Henry, Torsten Frings oder Arne Friedrich. „Junge Fußballer in diesem Land haben jetzt Vorbilder, so wie man sie in jeder Sportart braucht. Bevor Beckham nach Amerika kam, gab es nicht viele davon“, sagt Galaxy-Trainer Bruce Arena. Selbst Donovan, der dem Teamkollegen 2009 in seinem Buch „The Beckham Experiment“ fehlenden Teamgeist vorwarf, bezeichnet Beckham als „große Inspiration für mich.“
Dass Beckham Club, Liga und Land trotz eines Vertrages bis 2013 ein Jahr früher als erwartet verlässt, sei zwar schade, sagt Garber, aber die MLS sei mittlerweile gut aufgestellt. „Wir brauchten David 2007, um unsere Glaubwürdigkeit und Popularität zu steigern und der Welt zu zeigen, dass in den USA eine erste Fußball-Liga bestehen kann“, erklärt der Liga-Boss. „Heute haben wir das nicht mehr nötig.“
Beckham zieht nun weiter. Wohin? Die Frage ist fast interessanter als die nach dem Ausgang des MLS-Endspiels. Die Ligen in Australien und China buhlen um den 37-Jährigen, Zlatan Ibrahimovic will ihn angeblich zu Paris St. Germain locken und auch in Monaco und in der Premier League (Queens Park Rangers) gibt es Interesse. Beckham spricht von „hochinteressanten Optionen“, entschieden sei dennoch nichts. Denn erstmal heißt es für ihn: voller Fokus aufs Finale.
Beckham will sich mit der Meisterschaft verabschieden - so hatte er es schon bei Manchester United und Real Madrid getan. Anschließend werde er zusammen mit der Familie während der Weihnachtsfeiertage in London abwägen, wohin die Reise geht. Beckham nennt es die „letzte große Herausforderung meiner Karriere.“