BVB kämpft um Sahin - „Nicht in Glaskugeln lesen“
Dortmund (dpa) - Kaum ist der erste Meisterrausch verflogen, bekommt Borussia Dortmund die Kehrseite des Erfolgs zu spüren. Nur zwei Tage nach der rauschenden Titelparty sorgten Meldungen über einen bevorstehenden Wechsel von Spielmacher Nuri Sahin zu Real Madrid für leichte Ernüchterung.
Trotz der Berichte in spanischen Medien geht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke davon aus, dass sich der Takt- und Ideengeber noch nicht festgelegt hat: „Für uns gibt es keinen neuen Stand.“ Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa wollte sich Watzke am Montag nicht an Spekulationen über Sahins Zukunft beteiligen: „Ich bin weder optimistisch noch pessimistisch und kann nicht in Glaskugeln lesen. Das ist einzig und allein die Entscheidung von Nuri.“
Wie die spanische Zeitung „Marca“ berichtete, hat Real mit dem Mittelfeldspieler bereits Einigung erzielt. Demnach stünden nun die Verhandlungen der beiden Clubs über die Höhe der Ablöse an. Im Gespräch seien zehn Millionen Euro. Dem Vernehmen nach enthält der bis 2013 datierte Vertrag von Sahin mit dem BVB eine Ausstiegsklausel, die einen vorzeitigen Vereinswechsel ermöglicht.
„Marca“ beurteilte den vermeintlichen Zugang des spanischen Renommierclubs äußerst wohlwollend. Der „türkische Zidane“ sei „ein erhabener Linksfuß“ und habe bereits den englischen Spitzenclubs FC Arsenal und FC Chelsea eine Absage erteilt. Die Tatsache, dass Sahin in Reza Fazeli den gleichen Agenten wie der bereits bei Real unter Vertrag stehende deutsche Nationalspieler Mesüt Özil hat, erhöhe die Chance auf einen Wechsel des Dortmunders in die spanische Hauptstadt.
Außer bei Sahin ist es dem BVB in den vergangenen Wochen gelungen, umworbene Jungstars wie Marcel Schmelzer, Mario Götze, Kevin Großkreutz, Sven Bender und Mats Hummels zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung zu bewegen. Ein ähnliches Kunststück soll nun auch mit dem eigentlich unverzichtbaren Spielmacher gelingen.
Finanziell dürfte Watzke mit dem vermeintlichen Angebot von Real kaum mithalten können. Dennoch wähnt sich der BVB-Geschäftsführer in keiner schlechten Verhandlungsposition. Schließlich stießen seine Argumente, die auf den derzeit hohen Wohlfühlfaktor beim BVB und die glänzenden Perspektiven des jungen Teams abzielen, auch bei den vorherigen Gesprächen mit anderen Profis auf offene Ohren. Zudem könnte sich die Aufregung um Sahin schnell als geschicktes Manöver des Beraters herausstellen, um das Gehalt des Regisseurs nach oben zu treiben.
Ganz unvorbereitet würde die Dortmunder der Verlust von Sahin nicht treffen. Schon seit Wochen bemühen sie sich um die Verpflichtung von Ilkay Gündogan. Laut Watzke hat sich der auch vom Hamburger SV umworbene Nürnberger Profi noch nicht entschieden. „Aber es ist kein Geheimnis, dass wir ihn haben wollen“, sagte der Geschäftsführer. Gut möglich, dass Gündogan zunächst Sahins Entscheidung abwartet.
Eine gewisse Schmerzgrenze wollen Watzke und Zorc bei den Verhandlungen mit Sahin nicht überschreiten. Zwar will das Duo etwa die Häfte der Mehreinnahmen aus der Champions League zur Investition in die Mannschaft verwenden, aber auch die Verbindlichkeiten abbauen. „Es bleibt unsere Philosophie, keinen Euro neue Schulden zu machen.“ sagte Watzke.
Er taxierte die Verbindlichkeiten außerhalb der Stadionfinanzierung auf fünf bis sieben Millionen Euro. Das Modell, auf junge, kostengünstige Spieler zu setzen, habe zwar in diesem Jahr zum Erfolg geführt, garantiere aber keinen Automatismus: „Uns steht eine schwierige Saison bevor. Das 'Geld schießt Tore' haben wir in der Tat abgeschafft. Aber die Imperien aus München und Wolfsburg werden zurückschlagen.“