Chelsea bleibt Abramowitschs Sorgenkind
London (dpa) - Mit sieben Titelchancen war der Noch-Champions-League-Sieger FC Chelsea in die Saison gestartet und wollte den Geist von München herüberretten. Was ist geblieben?
Nach dem Aus im FA-Cup-Halbfinale gegen Manchester City - spöttisch „El Cashico“ genannt - spielen die Blues nur noch um einen einzigen Pokal. Und das just in der Europa League, einem Wettbewerb, in den der entthronte Champions-League-Sieger eigentlich nie wollte. Wenigstens die Geburt seines siebten Kindes, der kleinen Leah Lou, war für Club-Besitzer Roman Abramowitsch endlich mal wieder eine richtig gute Nachricht.
Ein Pokal nach dem anderen glitt den Blues in dieser Saison aus den Händen: Sie verspielten den Community Shield gegen Meister ManCity und den europäischen Super Cup gegen Atlético Madrid. Dann die Champions League, die Premier League und den Weltpokal in Japan. Schließlich scheiterten sie noch jeweils im Halbfinale im Ligapokal (gegen den Tremmel-Club Swansea City) und im FA-Cup - mit 1:2 am Sonntagabend gegen City.
Dabei ist Chelsea traditionell ein Cup-Team - bei allem Chaos und Trainerverschleiß. Besonders im ältesten Fußballwettbewerb der Welt liefen die West-Londoner stets zu Hochform auf und stemmten vier der jüngsten sechs FA-Cup-Trophäen. Das Boulevardblatt „Daily Mail“ stichelte gegen Interimscoach Rafael Benítez, weil das Duo Frank Lampard und John Terry erstmals in der Abramowitsch-Ära bei einem wichtigen Pokal-Spiel gemeinsam die Bank drücken musste. Der „Telegraph“ kritisierte Benítez auf geschmacklose Weise für die Ausbootung des 200-Chelsea-Tore-Manns Lampard, der in 32 der vergangenen 34 Halbfinals und Finals für die Blues gespielt hatte: „Den Mann rauszulassen, der den Unterschied macht: War das der letzte Satz unter dem langen Suizid-Abschiedsbrief?“
Benítez selbst war ziemlich kleinlaut und suchte die Schuld bei Referee Chris Foy, der Fernando Torres in der Schlussphase einen Elfmeter verweigert habe. City-Kapitän Vincent Kompany hatte den Stürmer am Trikot gezogen. Der „Guardian“ hielt Benìtez den höllischen Terminkalender der Blues zugute. Der Spanier könne gegen die „mentale Müdigkeit“ seiner Spieler auch nicht viel machen. Der Auftritt gegen ManCity war das siebte Spiel in 19 Tagen und bereits die 59. Partie dieser Saison - noch am Donnerstagabend musste Chelsea in Moskau auf Kunstrasen ran.
Zum Vergleich: City hat 15 Spiele weniger in den Knochen. Und die Citizens, in dieser Saison ebenso Champions-League-Versager wie Chelsea, könnten ihre Saison nun noch retten mit dem FA-Cup-Titel. Am 11. Mai kehrt das Team von Coach Roberto Mancini als klarer Favorit zum Finale gegen Wigan Athletic zurück nach Wembley. Bis dahin dürfte City auch in der Liga keinen Megastress mehr haben, denn Manchester United ist enteilt und der Champions-League-Platz so gut wie sicher.
Chelsea bleibt dagegen keine Luft zum Durchschnaufen. Schließlich ist die Königklassen-Qualifikation das absolute Pflichtziel für den als „The Interim One“ verspotteten Benítez - auch um seinen eigenen Marktwert zum Sommer nicht kaputtzumachen. Schon am Mittwoch steht das West-Londoner Derby beim FC Fulham an. „Das wird ein gewaltiges Spiel“, sagt Benítez. Die „Times“ schrieb: Das „müde Chelsea“ noch in die Champions League zu führen, sei eine Trophäe für sich.