City siegt im Manchester-Derby - Ende der United-Ära?

Manchester (dpa) - Nach dem 162. Manchester-Derby fielen sich City-Edelfan Diego Maradona und der ehemalige Oasis-Sänger Liam Gallagher in die Arme. Im Tollhaus Etihad Stadium ertönte die Vereinshymne „Blue Moon“ für die hellblauen Helden um den Siegtorschützen Vincent Kompany.

Mit 1:0 hatte City den englischen Fußball-Rekordmeister United niedergerungen und von der Tabellenspitze geschossen. Dank des klar besseren Torverhältnisses träumt der neureiche Scheichclub zwei Spieltage vor Saisonschluss vom ersten Meistertitel seit 44 Jahren. „Die lauten Nachbarn werden immer lauter, Alex“, warnte der „Guardian“ Uniteds Trainer-Legende Ferguson. Der „Daily Mirror“ sieht gar nach 20 Jahren roter Regentschaft das „Ende einer Ära“ gekommen.

Sir Alex, dem Uniteds 20. Meistertitel zu entgleiten droht, war mal wieder ein schlechter Verlierer. Er beschuldigte City-Coach Roberto Mancini, das Schiedsrichtergespann fortwährend „aufgehetzt“ zu haben. In der 76. Minute beim Stand von 1:0 lieferten sich die beiden deswegen ein hitziges Wortgefecht an der Seitenlinie und äfften einander mit Hand-Bewegungen nach. Fußball-Drama pur. Und neben den 47 000 Stadionbesuchern kam auch das Millionen-Publikum an den TV-Bildschirmen in 203 Ländern weltweit auf seine Kosten.

City und United wechselten sich zum elften Mal in dieser Saison an der Spitze ab. Wer hätte das noch vor drei Wochen für möglich gehalten, als die Red Devils mit einem Acht-Punkte-Polster souverän auf Fergies 13. Meister-Trophäe zusteuerten? Auch in der Vorbereitung auf diesen Showdown hatte der 70-Jährige nichts unversucht gelassen: Er setzte auf seine Psychospielchen und ließ abgeschottet in Südwales trainieren.

Doch United präsentierte sich erschreckend ideenlos und passiv, spekulierte offenbar auf ein Remis. Wayne Rooney und Co. gaben in einem Ligaspiel erstmals seit knapp drei Jahren keinen Torschuss ab. City deklassierte ManUnited zwar nicht wie beim 6:1-Spektakel in der Hinrunde in Old Trafford, trat aber mit Entschlossenheit im Stile eines Champions auf - kompakt und stürmisch zugleich. Nachdem City-Topscorer Sergio Agüero zunächst noch per Volley (25. Minute) und dann per Aufsetzer (36.) verzogen hatte, stand der ehemalige HSV-Profi Kompany nach einer Ecke vor dem Pausenpfiff goldrichtig und köpfte wuchtig ein (45+1.).

„Ich bin wie elektrisiert“, meinte der Verteidiger nach Citys 17. Sieg im 18. Heimspiel der Saison. „Wir wissen, dass es längst noch nicht vorbei ist, aber wir haben unseren Fans zwei Siege gegen United geschenkt.“ Die nach Toren besseren Citizens liegen mit dem erfolgsverwöhnten Lokalrivalen nach Punkten gleich auf (beide 83), haben aber das härtere Restprogramm und treten am 6. Mai noch bei Newcastle United an.

„Sie sitzen nun auf dem Steuersitz“, sagte der in dieser Saison nun womöglich titellose Ferguson zerknirscht und rot vor Ärger. „Sie haben einen Acht-Tore-Vorsprung, und das ist ein großer Vorteil zu diesem Zeitpunkt der Saison.“ Der „Daily Mirror“ fasste das United-Dilemma poetisch zusammen: „Der blaue Mond ist aufgegangen.“