Copa América im Schatten des FIFA-Skandals

Santiago (dpa) - Ein Jahr nach der WM in Brasilien steht der Fußball für 24 Tage wieder in Südamerika im Blickpunkt.

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Bei der Copa América messen sich vom 11. Juni an Topstars wie der Argentinier Lionel Messi, Brasiliens Neymar und der Kolumbianer James Rodríguez im Gastgeberland Chile - doch das traditionsreiche Turnier mit neun Bundesligaprofis wird vom Korruptionsskandal der FIFA schwer überlagert. Denn auch der südamerikanische Verband CONMEBOL steckt tief im Korruptions-Sumpf des Weltverbandes.

Als kurz vor Beginn des FIFA-Wahlkongresses Ende Mai 14 heutige oder ehemalige Offizielle von der US-Justiz des organisierten Verbrechens und der Korruption beschuldigt wurden, waren darunter auch zwei hochrangige Funktionäre aus Südamerika. Der Uruguayer Eugenio Figueredo (2013-2014 CONMEBOL-Präsident) wurde in Zürich festgenommen. Der Paraguayer Nicolás Leoz (1986-2013 CONMEBOl-Präsident) steht unter Hausarrest in Asunción. Auch ein Großteil der weiteren Angeklagten kommt aus Südamerika.

Die Details der Anklage zur Copa América erstrecken sich bis ins Jahr 1986. Doch die Präsidenten der südamerikanischen Verbände bestreiten, illegale Zahlungen erhalten zu haben. „Wenn man nichts zu verbergen hat, dann ist es am besten, das zu zeigen“, sagte etwa Chiles Verbandsboss Juan Angel Napout und versicherte seine Kooperation bei der Aufklärung.

Inmitten der wenig ruhmreichen Zeit des südamerikanischen Verbandes könnte etwas Copa-Glanz in den nächsten Wochen helfen. Immerhin kommen nicht wenige der besten Fußballer der Welt aus Südamerika - die größten darunter reisen vermutlich noch mit einem Party-Jetlag an: Messi, Javier Mascherano und Neymar werden die Nachwehen nach dem Triumph in der Champions League mit dem FC Barcelona wohl noch spüren, wenn sie auf chilenischem Boden gelandet sind. Finaltorschütze Luis Suárez fällt beim aktuellen Titelträger (2011) und Rekordsieger Uruguay wegen seiner Beißattacke bei der WM 2014 in Brasilien dagegen noch gesperrt aus.

Auch die Bundesliga ist bei dem fast 100 Jahre alten Traditionsturnier dabei: Peru tritt mit Jefferson Farfán (FC Schalke 04), Claudio Pizarro (FC Bayern) und Carlos Zambrano (Eintracht Frankfurt) gleich mit einem Trio aus der Bundesliga an. Genauso wie Chile mit HSV-Relegationsheld Marcelo Díaz (Hamburger SV), Gonzalo Jara (FSV Mainz 05) und Miiko Albornoz (Hannover 96). Dazu kommen Augsburgs Raúl Bobadilla und Frankfurts Nelson Valdez für Paraguay sowie Roberto Firmino aus Hoffenheim, der für die Seleção aufläuft.

Außerdem steht ein deutscher Trainer im Fokus. Der ehemalige Karlsruher Winfried Schäfer will nach seinen Stationen in Kamerun und Thailand jetzt mit Fußball-Exot Jamaika mitmischen. Der Inselstaat in der Karibik ist neben Mexiko Gastteam und klarer Underdog im Zwölf-Nationen-Feld. „Wir hoffen auf das Viertelfinale. Ich will Spiele gewinnen. Wenn wir am Ende aus Chile zurückkommen, soll unsere ganze Insel glücklich über die Reggae Boyz sein“, sagte Schäfer.

Zu den Favoriten zählen die mit Stars gespickten Teams aus Brasilien und Argentinien. Auch Kolumbien rechnet sich mit Real Madrids James Rodríguez nach einer starken WM Chancen aus. Hoch gehandelt wird auch Chile. Bereits zum siebten Mal hat „La Roja“ an der Westküste Südamerikas den Heimvorteil, doch noch nie gewann sie den Titel.

Der Grundstein zum ersten Titel soll beim Eröffnungsspiel gegen Ecuador in der Nacht auf Freitag (01.30 Uhr MESZ) im Nationalstadion in Santiago gelegt werden. „Wir unterstützen die Fans auf dem Feld. Zusammen spielen wir mit einem zwölften Mann“, sagte der chilenische Arsenal-Star Alexis Sánchez.