EM-Playoffs: Das Zittern der großen Namen
Berlin (dpa) - Bloß kein Zwangsurlaub im nächsten Sommer! Für Ex-Weltfußballer Cristiano Ronaldo wäre es mehr als ein Schönheitsfleck, für Erfolgstrainer Guus Hiddink wohl das Ende als Türken-Coach und für Giovanni Trapattoni eine riesige Blamage.
Denn in den Playoffs zur Qualifikation um die EM 2012 in Polen und der Ukraine muss „Trap“ mit seinen Iren gegen den krassen Außenseiter Estland ran. Ronaldo muss sich mit den derzeit zickenden Portugiesen auf die Revanche von Bosnien-Herzegowina gefasst machen, erst recht gilt das für Hiddink und seine Türken gegen Kroatien.
„Wir haben drei Jahre lang auf unsere Revanche gewartet und von ihr geträumt“, sagte Kroatien-Coach Slaven Bilic. Der ehemalige Bundesliga-Profi war mit seiner Mannschaft bei der EM 2008 in einem dramatischen Viertelfinale inklusive Elfmeterschießen an der Türkei gescheitert. „Es war sicher einer der traurigsten Tage in meinem Leben, und das gilt vermutlich für alle Kroaten“, erinnerte sich Nationalspieler Vedran Corluka.
Umso mehr sinnen die Kroaten auf Wiedergutmachung. Auch dem deutschen Schiedsrichter Felix Brych dürfte im Hinspiel im Istanbuler Stadion daher kein ruhiger Abend bevorstehen. „Es mag wie ein Nachtteil aussehen, das erste Spiel zu Hause zu bestreiten, aber wir sehen das anders. Das Ergebnis des Hinspiels wird entscheidend sei und daran richten wir unseren Plan aus“, kündigte Hiddinks Helfer, Co-Trainer Oguz Çetin, an. Schließlich dürfte es auch um Hiddinks Job gehen; bei einem Scheitern wäre er wohl die längste Zeit Türken-Trainer gewesen.
Ob es für Kollege Trapattoni einfacher wird, ist die nächste große Frage. Gegner Estland übertraf mit dem Erreichen der Playoffs zwar bereits alle Erwartungen. „So eine Chance werden wir vielleicht nie mehr bekommen“, betonte Torjäger Konstantin Vassiljev aber vor dem Hinspiel in Tallinn. Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld, der mit seinen Schweizern aus dem EM-Rennen ist, wähnt die Partie „auf des Messers Schneide“.
Gescheitert war Hitzfeld in der Endabrechnung der Gruppenphase auch an Montenegro. Die Mannschaft von Branko Brnovic zog letztlich als Zweiter in die Playoffs ein und trifft dort auf Tschechien. Und beim Gegner könnte ein Bundesliga-Legionär besonders in den Blickpunkt rücken. Für Stammtorhüter Petr Cech, dessen Einsatz trotz Spezialmaske aus Italien wegen eines Nasenbeinbruchs fraglich ist, könnte HSV-Keeper Jaroslav Drobný beim Hinspiel vor heimischer Kulisse in Prag in den Kasten des Vize-Europameisters von 1996 rücken.
Die Portugiesen plagen sich vor dem Duell der Torjäger Ronaldo vs. Edin Dzeko mit hausgemachten Sorgen herum. Nachdem schon Ricardo Carvalho vor einigen Wochen rebelliert hatte, meuterte nun Abwehr-As José Bosingwa. Coach Paulo Bento hatte ihn für die Partie gegen Bosnien-Herzegowina in Zenica nicht berücksichtigt - der „Zickenkrieg“ nahm seinen Lauf.
Sportlich soll es gegen Dzeko & Co vor allem Ronaldo richten. Die Bosnier haben allerdings auch noch eine Rechnung offen. 2009 scheiterten sie in der WM-Qualifikation an den Portugiesen. „Die Revanche-Chance ist da, wir haben gezeigt, dass wir den besten Teams Probleme bereiten können“, tönte Dzeko. Mit 90 Millionen Euro ist Ronaldo allein allerdings 50 Prozent mehr wert als die ganze Stammelf Bosniens. Doch wie heißt es so schön: Geld schießt keine Tore.