EM-Quali: Hochspannung vor Albanien - Serbien

Belgrad (dpa) - Für die Medien ist es ein „Jahrhundertspiel“, und so fehlte es vor dem Duell zwischen Albanien und Serbien auch nicht an markigen Sprüchen.

Foto: dpa

Vor der Qualifikations-Partie zur Fußball-EM 2016 am Donnerstag in Elbasan ist die Atmosphäre auf beiden Seiten aufgeladen. Albaniens Regierungschef Edi Rama sieht sogar „eine Herausforderung für unsere Geschichte“.

Während Serbien in der Gruppe I aussichtslos auf dem letzten Platz liegt, „führt uns ein Sieg (vom dritten Platz) direkt nach Frankreich“, sagte Rama und feuerte sein Team damit an. „Das ist viel mehr als nur ein Spiel“, schrieb auch die serbische Regierungszeitung „Politika“. Nationaltorwart Vladimir Stojkovic verlangte: „Wir müssen für unser Volk gewinnen“ und „die euphorischen Albaner wieder auf den Boden holen“.

Das Hinspiel endete vor einem Jahr in Belgrad mit einem einzigartigen Skandal. Eine über dem Stadion schwebende Drohne mit einer nationalistischen albanischen Fahne ließ die serbischen Fans ausrasten. Sie stürmten auf den Rasen, bewarfen die Gäste mit Feuerzeugen und Flaschen und griffen sogar Spieler tätlich an. Das Match wurde abgebrochen. Mitte Juli sprach der Internationale Sportgerichtshof CAS Albanien einen 3:0-Sieg zu. Serbien sei für den Abbruch der Partie am 14. Oktober 2014 in Belgrad verantwortlich.

Serbiens Italien-Legionär Nenad Tomovic erwartet beim Rückspiel in Elbasan - 40 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tirana - „neue Provokationen durch die heimischen Spieler“, denn „die Rivalität zwischen beiden Teams und beiden Staaten ist riesig“. In der Tat sind sich die Nachbarn in jahrzehntelanger tiefer Feindschaft verbunden. Albanien ist auch Fürsprecher des albanisch bewohnten Kosovo, das sich vor sieben Jahren von Serbien abgespalten hatte.

Für Serbien ist es eine Provokation, dass Kosovo-Außenminister Hashim Thaci, der von Belgrad als Kriegsverbrecher angeklagt ist, in Elbasan Stargast sein wird. Vor diesem Hintergrund will Serbiens Regierungschef Aleksandar Vucic sein eigentlich zugesagtes Kommen noch einmal überdenken, hieß es in den Medien.

Die albanische Polizei ist in Alarmbereitschaft. 1500 Polizisten sind aufgeboten, ganze Straßenzüge werden abgeriegelt, Parkplätze geräumt. Die 12 500 Zuschauer - serbische Fans durften erst gar nicht anreisen - müssen beim Eintritt ins Stadion ihren Personalausweis vorzeigen und werden mit Metalldetektoren abgetastet. Selbst Münzen - potenzielle Wurfgeschosse - werden ihnen abgenommen.

Vor dem brisanten Spiel wurden am Mittwoch in Tirana vier Albaner mit Waffen und Munition festgenommen. Bei den Männern seien zwei Pistolen mit 36 Patronen sichergestellt worden, berichteten die Medien unter Berufung auf die Polizei. Außerdem seien 36 Tickets für das Spiel gefunden worden. Unter den Festgenommenen sei auch ein 33-Jähriger, der nach eigenen Angaben beim Hinspiel vor einem Jahr die Drohne hatte schweben lassen.

Ein Sieg für Albanien wäre eine Sensation. Seinen letzten großen Erfolg konnte der Fußball-Zwerg 1946 beim damaligen Balkan Cup verbuchen. Damals hatte Jugoslawien, aus dem Serbien hervorgegangen ist, das Nachsehen. Daher hat die serbische Regierungszeitung „Novosti“ an die Spieler des eigenen Teams nur eine Botschaft: „Ein Sieg ist die Pflicht gegenüber Serbien. Ein Triumph in Elbasan wäre ein minimales Heilmittel für alle Wunden, weil die populärste Sportart schon seit der WM 2010 in größten Problemen steckt.“