Empörung in Spanien über milde Strafe für Mourinho
Madrid (dpa) - Die überraschend milde Strafe für den Real-Madrid-Trainer José Mourinho nach dessen Angriff auf einen Betreuer des FC Barcelona hat in Spanien eine Welle der Empörung ausgelöst.
„Dies ist eine Schande“, titelte das in Barcelona erscheinende Sportblatt „El Mundo Deportivo“. Der Portugiese hatte dem Assistenzen von Barça-Trainer Josep Guardiola mit einem Finger ins Auge gestochen. Der spanische Fußballverband RFEF verurteilte ihn dafür zu einer Sperre von zwei Spielen und zu einer Geldstrafe von 600 Euro.
„Das Urteil ist lächerlich“, meinte die Zeitung „La Vanguardia“, „Die Gewalt zahlt sich aus.“ Barças Co-Trainer Tito Vilanova wurde für ein Spiel gesperrt und muss ebenfalls 600 Euro Geldstrafe zahlen, weil er sich bei Mourinho für die Attacke mit einem Schlag in den Nacken revanchiert hatte. „Das Urteil stellt Täter und Opfer auf eine Stufe“, betonte das katalanische Fachblatt „Sport“.
Auch in Madrid ansässige Medien meinten, dass Mourinho sehr glimpflich davongekommen sei. Die Zeitung „El País“ verwies auf einen vergleichbaren Fall bei der Rugby-WM in Neuseeland. Dort sei der Übeltäter Leonardo Ghiraldini (Italien) für drei Monate für alle Wettbewerbe gesperrt worden. Das Madrider Sportblatt „As“ sieht in dem Urteil eine „politische Entscheidung“. Der RFEF habe die Sache eigentlich zu den Akten legen wollen und Mourinho nur deshalb gesperrt, weil er sich Ärger mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ersparen wollte.
„Der Verband verhängte eine Strafe, die eigentlich keine ist“, schrieb das Blatt. Die Sperre gilt nur für den spanischen Supercup, weil der Zwischenfall sich in diesem Wettbewerb ereignete. Im staatlichen Rundfunk RNE meinte ein Kommentator: „Nun entsteht der Eindruck, dass man im spanischen Fußball alles durchgehen lässt.“