Englands Nationaltrainer Capello zurückgetreten

London (dpa) - Vier Monate vor der Fußball-Europameisterschaft steht die englische Nationalmannschaft ohne Trainer da. Wie der englische Verband FA bestätigte, legte Fabio Capello seinen Posten als Coach der „Three Lions“ nieder.

Der Schritt erfolgte nach einem Krisentreffen des Italieners mit dem FA-Präsidenten David Bernstein und -Generalsekretär Alex Horne. Die Entscheidung des 65-Jährigen steht im Zusammenhang mit der Absetzung von Nationalmannschafts-Kapitän John Terry durch den Verband. Capello hatte diesen Beschluss heftig kritisiert und sich offen gegen die FA-Führung gestellt. „Ich bin überhaupt nicht einverstanden mit der Entscheidung der FA. Das habe ich dem Präsidenten auch gesagt“, hatte er am Sonntagabend in London in einem Interview des italienischen Senders Rai Uno gesagt.

Chelsea-Kapitän Terry war vom Verband als Spielführer des Nationalteams abgesetzt worden, weil er einen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben soll und sich dafür vor Gericht verantworten muss. Terry beteuert seine Unschuld.

Capello hatte den Beschluss heftig kritisiert und sich offen gegen die FA-Führung gestellt. „Sie haben mich beleidigt und meine Autorität beschädigt“, wurde er in italienischen Medien zitiert.

In der Mitteilung am Mittwochabend kündigte der Verband eine Pressekonferenz für Donnerstag an. Capello war seit 2007 für die Nationalmannschaft verantwortlich und hatte sie 2010 zur WM-Endrunde geführt. England ist auch für die EM in diesem Sommer qualifiziert. „Ich möchte betonen, dass sich Fabio während dieses Treffens heute und während der ganzen Zeit als Englands Trainer sehr professionell verhalten hat“, sagte Bernstein. „Wir haben Fabios Rücktritt akzeptiert.“

Nach der Absetzung von Terry soll Capello seinen in diesem Sommer auslaufenden Vertrag geprüft haben, ob die FA seine Autorität derart untergraben dürfe, hatte der „Guardian“ berichtet. Eine Verlängerung des Kontrakts über die EM hinaus war ohnehin kein Thema mehr.

Capellos Haltung hatte unterschiedliche Reaktionen im englischen Fußball ausgelöst. Der Trainer von Manchester United, Sir Alex Ferguson, hatte sich in der Debatte auf die Seite des Italieners geschlagen. „Ohne Zweifel ist die wichtigste Person in einem Fußballverein der Trainer“, hatte der Schotte gesagt. Der Chef der Spielergewerkschaft, Gordon Taylor, hatte wenig Verständnis für Capellos Ansichten gezeigt. „Ich weiß nicht, zu welchem Zweck das dient.“

Englands Alt-Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson brachte noch vor Bekanntwerden von Capellos Rücktritt einen Kandidaten für den Posten ins Spiel. Er empfahl Harry Redknapp. Der Tottenham-Hotspur-Coach, der am Mittwoch in London vom Vorwurf der Steuerhinterziehung freigesprochen wurde, wäre als Auswahltrainer „eine sehr, sehr gute Wahl“, sagte Eriksson der BBC. „Redknapp macht einen großartigen Job bei Tottenham und hat einen großartigen Job bei allen Clubs gemacht, bei denen er in der Vergangenheit gearbeitet hat.“