FA-Cup-Sieg zum Aufwärmen - Chelsea will die Trophäe

London (dpa) - Chelsea-Kapitän John Terry und sein Vize Frank Lampard stemmten am Samstag um 19.19 Uhr Ortszeit den silbernen FA-Cup-Pokal in den Abendhimmel über Wembley. Genauso wollen die alten Recken am 19. Mai in München den Champions-League-Cup hochhieven.

Kaum waren nach dem 2:1-Sieg gegen den FC Liverpool zur Club-Hymne „Blue is the Colour“ ein paar Minuten Jubel-Trubel vorbei, hatte Terry das Finale gegen den FC Bayern im Kopf. „Uns fehlt immer noch eine riesige Trophäe: die Champions League. Das ist das Ziel unseres Besitzers seit dem ersten Tag“, meinte Terry. Der „Observer“ titelte: „Bring on Bayern“ („Her mit den Bayern“).

„Das war nur der erste Schritt“, tönte auch Didier Drogba, einer der Helden des Abends. Der 34 Jahre alte Ivorer, der noch um eine Vertragsverlängerung kämpft und den Vorzug vor dem wiedererstarkten Fernando Torres bekam, schoss das Tor zum vorentscheidenden 2:0 in der 52. Minute. Der Sturm-Hüne ist der Mann für große Finalnächte. Bei allen vier FA-Cup-Siegen in den vergangenen sechs Jahren steuerte er jeweils ein Final-Tor bei - das ist Rekord. „Didier Drogba ist mein Held“, befand Lampard, der die blendende Vorlage gegeben hatte. Der 33-Jährige gibt sich indes zurückhaltender mit Blick auf das Spiel in München: „Bayern hat immerhin Real Madrid geschlagen!“

Es war die alte Garde, die die Blues vor 89 102 Zuschauern im ausverkauften Wembley-Stadion zu ihrem siebten FA-Cup-Titel führte. Diese Spieler wollte der am Ende selbst geschasste Trainer André Villas-Boas ersetzen. Der in München mit Rot gesperrte Terry (31 Jahre), Drogba, Lampard und nicht zu vergessen Keeper Petr Cech. Der „Youngster“ des Quartetts, der am Tag nach dem Bayern-Showdown 30 wird, rettete in der 82. Minute mit einem Sensationsreflex Chelseas Sieg. Er lenkte auf der Linie Andy Carrolls Kopfball aus nächster Nähe an die Latte. Der eingewechselte Carroll hatte schon den 1:2-Anschluss erzielt (64.). „Cech it out“, schrieb der „Sunday Mirror“ beeindruckt.

„Man hat uns als zu alt, über unseren Zenit und ohne Zusammenhalt gegeißelt“, meinte Abwehrchef Terry rückblickend über die verkorkste Liga-Saison des Tabellensechsten der Premier League. „Als Team vereinen wir uns, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen. In den letzten 16 oder 17 Spielen haben wir unsere Aufgabe bravourös gemeistert.“

Und dafür ist maßgeblich Interimscoach Roberto di Matteo verantwortlich. Der Ex-Chelsea-Profi wurde nach dem Abpfiff des 131. FA-Cup-Finals von seinen Spielen auf Händen getragen. Die „Sunday Times“ überschrieb ein Titelseiten-Foto des wie ein Kind hüpfenden und grinsenden Trainer-Nobodys mit „Wembley Wonderboy“.

Chelseas Dilemma ist, dass der Königsklassen-Wiedereinzug über die Liga nur noch rechnerisch möglich und deshalb der Triumph über den deutschen Rekordmeister doppelt wichtig ist. Geht dieser Lebenstraum von Besitzer Roman Abramowitsch aber in Erfüllung, dürfte di Matteo eine Job-Garantie haben. „Ich bin sehr froh über meine Position bis zum Saisonende“, sagte der ruhige Italo-Schweizer. „Der Boss wird seine Entscheidung treffen, die die beste für den Club ist.“